Recircle als Synonym für Mehrweggeschirr

Recircle ist ein Mehrwegsystem für Verpflegung zum Mitnehmen. Es besteht aus einer wiederverwendbaren Schale, die Restaurants als Alternative zu Wegwerfverpackungen anbieten. Schweizweit machen bereits über 1000 Betriebe mit. Ein grosses Netzwerk ist für die Gründerin unverzichtbar.

Einweg-Verpackungen sind in vielerlei Hinsicht problematisch. Wie der Grundlagenartikel zum Thema Verpackungen zeigt, wird auch in der Schweiz nur ein Bruchteil des genutzten Plastiks wiederverwendet. Somit gehen wertvolle Ressourcen verloren. «Auch Takeaway-Verpackungen landen oft in öffentlichen Abfalleimern. Das führt zu hohen Kosten gerade auch für die Gemeinden», sagt Jeannette Morath, Gründerin von Recircle.
Dieses Problem wollte auch die Stadt Bern mit der Änderung des Abfallreglements angehen. So durfte bei Veranstaltungen auf öffentlichem Grund nur noch Mehrweggeschirr verwendet werden. Als Mitarbeiterin der Stadt begleitete Morath diesen Prozess eng mit und entwickelte die ersten Modelle für Mehrweg im Privatbereich. 2014 entschied sie sich, das Thema «richtig» anzugehen: Ein Mehrwegkonzept soll die Vermeidung von Abfall für Konsumentinnen und Konsumenten einfach und attraktiv machen. So startete sie mit einem Kredit des Bundesamts für Umwelt das Pilotprojekt «Grüne Tatze». Geholfen hat ihr das Wissen, die Erfahrungen und das Netzwerk von ihrer Arbeit bei der Stadt Bern. Allerdings war der Aufbau eines B2C Mehrwegsystems etwas völlig Neues, wofür es wenig Vorbilder gab. Das erste Testfeld bestand aus zwölf Betrieben, die unterschiedliche Zielgruppen abdeckten. Das System war während rund eines Jahres in Betrieb und gesamthaft sehr erfolgreich. «Die Restaurants sparten 20 bis 50 Prozent des Wegwerfgeschirrs ein. Die neue Lösung hatte eine bessere Ökobilanz als Einweggeschirr und die Nutzer reagierten sehr positiv», so Morath.

«Das Netzwerk ist der Kern des Mehrwegsystems.»

Jeannette Morath, Gründerin Recircle

Das Netzwerk als Erfolgsfaktor

Gemäss Morath war es immer ihre Idee, das Pilotprojekt nach dem ersten Jahr weiterzuführen. Nachdem die Erfahrungen analysiert waren und sich daraus Anpassungen konkretisiert haben, wurde diese unter anderen auch in einer neuen unternehmerischen Struktur umgesetzt. Im August 2016 war es dann soweit: Morath gründete Recircle. Wie bereits im Pilotprojekt «Grüne Tatze» erhalten die Kundinnen und Kunden für zehn Franken eine ReCIRCLE BOX. Diese können sie in sämtlichen teilnehmenden Restaurants wieder zurückgegeben. Im Gegenzug erhält man das Depot oder eine frische Box zurück. Die Erfahrungen aus dem Pilotprojekt flossen dann vor allem in die Gestaltung einer neuen Mehrwegbox und des Businessmodells. Um auf die Bedürfnisse der Köche und Nutzer besser einzugehen, wurde die Box grösser gemacht und erhielt eine Farbe, worin verschiedene Gerichte gut aussehen. Während das Pilotprojekt noch auf den Raum Bern fokussiert war, wollte Morath mit Recircle nun in der ganzen Schweiz präsent sein und ein möglichst grosses Netzwerk von Partnern aufbauen.
Für die Gründerin ist das Netzwerk der Kern des Mehrwegsystems. «Wir müssen die Erwartungen der Kunden erfüllen, glaubwürdig und sichtbar sein.» Denn nur wenn die Recircle-Box überall erhältlich sei, wird sie zu einer selbstverständlichen und bequemen Lösung. Deshalb bietet Recircle den Restaurants ein Probeabo an, um den Einstieg in das System zu erleichtern. Das direkte Feedback der Nutzerinnen und Nutzer an das Restaurant sei die beste Motivation, weiter zu machen.

Ausbau des Sortiments

Mittlerweile verfügt Recircle über ein grosses Netzwerk: Restaurants aus allen grossen Städten der Schweiz beteiligen sich am Mehrwegsystem, viele kleine Partnerbetriebe und auch Grössen wie SV Group, Tibits und Migros sind mit dabei. Morath hat eine klare Vision: Recircle soll zum Synonym für Mehrwegverpackung werden. Dafür möchte sie ihr Netzwerk in ganz Europa vergrössern und das Angebot ausbauen. Zwei Lancierungen stehen kurz bevor. Doch die Corona-Pandemie trifft die Gastronomiebetriebe hart. Zwar nutzen fast alle offenen Gastrobetriebe die Box noch. Neu dazu kommen Lieferdienste, wofür Recircle ihr Angebot teilweise angepasst hat. Mittelfristige Folgen sind noch schwer abzuschätzen. Für Morath ist klar, dass sich die speziell hygienisch-designte Box auch in Virenzeiten durchzusetzen vermag.

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