UpBoards: Kunststoffplatten aus recyceltem Plastikabfall

Kunststoffplatten aus 100 Prozent recyceltem Plastikabfall. Mit diesem Versprechen will das Schweizer Start-Up UpBoards die konsequente Kreislauffähigkeit von Kunststoff ermöglichen. Fast vier Jahre nach dem ersten Artikel über UpBoards, hat Circular Hub das Team zum zweiten Mal getroffen, um mehr über ihre Vision, Herausforderungen und die Veränderungen in den letzten Jahren zu erfahren.

Wer sind Sie und was sind Kunststoff-Recyclingplatten? 

UpBoards fördert als technologieorientierter Lösungsanbieter gemeinsam mit Netzwerkpartnern und Kunden die konsequente Kreislaufwirtschaft von Kunststoff. Unternehmen in der Schweiz und Europa beraten wir bei der Weiterverwertung von Mischkunststoffabfall. Für industrielle und private Anwendungen entwickeln, produzieren und vertreiben wir nachhaltige Recyclingplatten von hoher Qualität.

Die Platten bestehen aus 100% recyceltem Mischkunststoffabfall sowie PE, PP und PS. Durch die Verwertung von Mischkunststoffabfall wie Multilayer-Folien, Verpackungen etc. werden jährlich ca. 1'600 t Abfall vor der Verbrennung bewahrt und 3'200 t CO2-Emissionen eingespart.

Die Anwendungsvielfalt der Recyclingplatten ist breit. Sie können beispielsweise als Bau-/Möbel- oder Gartenbauplatten, als Fassaden, in der visuellen Kommunikation (Displays) oder als Abschrankungen verwendet werden.

«Durch die Verwertung von Mischkunststoffabfall werden jährlich rund 1'600 t Abfall vor der Verbrennung bewahrt und 3'200 t CO2-Emissionen eingespart.»

Raphael Markstaller, Geschäftsführer UpBoards

Es wird verbreitet behauptet, dass es bei der «Closed-Loop Methode» und Recyclingprodukten einen Qualitätsverlust gibt. Wie kann UpBoards qualitativ hochwertig bleiben?

Bei der Entwicklung unserer Lösungen durften wir auf die Mithilfe mehrerer externer Expertenteams aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft zählen (FHNW, OST, Innosuisse, Asytec, Staub Tec GmbH, Kneading Experts). Recyclingplatten aus Mischkunststoffabfall benötigen eine genaue Rezeptur, um die gewünschten Qualitäten zu erhalten. Dafür stehen unser Labor und unsere F&E Technikums-Anlage zur Verfügung. Auf der Technikums-Anlage können Tests mit dem gleichen Verfahren wie auf der Produktionsanlage durchgeführt werden (Verhältnis 1:4). Aus Post-Consumer und Post-Industrial Abfall können wir so qualitativ hochwertige Recyclingplatten ohne Qualitätsverlust herstellen.

Es geht letztendlich darum, anwendungsspezifisch den Marktanforderungen gerecht zu werden. Wir sind jeweils im engen Kontakt mit den Endkunden, um die genauen Spezifikationen zu analysieren. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass Bereiche wie die Lebensmittelbranche oder die Medizinaltechnik aufgrund der hohen Anforderungen für unsere Produkte nicht geeignet sind.

Seit kurzem hat UpBoards ihre eigene Produktionsanlage in der Schweiz. In 2019, zur Zeit des letzten Beitrags, war UpBoards noch Vertriebspartner von Platten, die in Grossbritannien produziert wurden. Weshalb habt ihr gewechselt und was hat sich dadurch verändert?

Wir waren mit der Produktqualität und Weiterentwicklung nicht zufrieden. Daher haben wir uns entschieden, eine eigene Produktionsanlage inkl. eigenem Verfahren zu entwickeln. Damit stellen wir sicher, dass wir rasch und flexibel auf Kundenbedürfnisse und Marktanforderungen reagieren können. Zudem tragen kürzere Logistikwege zu unserer Philosophie bei, indem wir möglichst lokal Kunststoffabfälle wiederverwenden.

Welche Rolle spielt UpBoards in der Kreislaufwirtschaft? Wo positionieren Sie sich?

Dank patentiertem Fertigungsverfahren, eigens entwickeltem Maschinenpark, fundiertem Wissen, reicher Erfahrung und grosser Kompetenz gehört die UpBoards zu den Pionieren und Treibern der Kunststoff-Kreislaufwirtschaft. Wir haben es geschafft, den Mischkunststoff, welcher nur noch als Abfall angesehen wird, als Wertstoff sinnvoll und nachhaltig weiterzuverwenden. Unsere Recyclingplatten können in vielen Bereichen als nachhaltiger Ersatz von Neukunststoff-, Holz- oder Metallplatten angewendet werden.

Wo stehen Sie in Beziehung auf die bestehende Kunststoffplattenindustrie? Was für Herausforderungen traten bei Vermarktung und Skalierbarkeit auf?

Wir sehen uns als ideale Alternative zu Neu-Kunststoffplatten und treffen damit den Zeitgeist der Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft. Als Start-Up arbeiten wir stets an der Entwicklung von neuen Marktanwendungen, um den Anteil an recycelten Kunststoffplatten und den Beitrag an die CO2-Reduktion zu erhöhen.

Die Herausforderung bei der Ablösung von bestehenden Kunststoffplatten liegt darin, dass recycelte Produkte zu konkurrenzfähigen Preisen angeboten werden müssen. Wir sind überzeugt, dass bei Kunden je länger je mehr Themen wie Nachhaltigkeit, Ressourcenoptimierung oder CO2-Reduktion eine zentrale Rolle spielen. Weitere politische Anstrengungen in Richtung Lenkungsabgaben (CO2) und Förderung der zirkulären Bauweise würden zudem die Kreislaufwirtschaft beschleunigen.

Bildquelle: UpBoards GmbH

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