Neues Leben für Plastikabfall

Das Schweizer Unternehmen UpBoards ist auf die Herstellung und den Vertrieb von recycelten Platten spezialisiert, darunter auch die sogenannten Stormboards. Stormboards sind Platten aus rezykliertem Mischkunststoff, die in einem Pressverfahren hergestellt werden. Wie Holzplatten können sie ganz unterschiedlich eingesetzt werden, z.B. in Parkbänken oder für Absperrungen. Was sind die Vor- und Nachteile des patentierten Materials? Wie fügt es sich in unseren Ressourcenkreislauf ein? 

Das Team von UpBoards hat die Vision eines komplett geschlossenen Kreislaufs. Das bedeutet zum einen, dass sie statt neuen Rohstoffen rezykliertes oder gebrauchtes Material einsetzen. Zum anderen werden die Produkte am Ende des Lebenszyklus zu 100 Prozent wiederverwendet. Stormboards bestehen hauptsächlich aus Plastikabfall. Dafür werden insbesondere gemischte Kunststoffe verwendet, die aufgrund der sonst nötigen aufwändigen Sortierung normalerweise verbrannt werden. Nach der Verwendung können die Platten entweder als Ganzes wiederverwendet werden oder, wenn sie stark bearbeitet und zerschnitten wurden, als Rohstoff für neue Platten genutzt werden.  

Das Team muss nun Einsatzmöglichkeiten für die Platten finden und die Produktion optimieren. Zurzeit werden die Stormboards noch in Grossbritannien hergestellt und in der Schweiz durch UpBoards vertrieben. Das Team arbeitet jedoch mit Hochdruck an einer eigenen Produktionsanlage. Damit könnten grosse Unternehmen ihren eigenen Kunststoffabfall sammeln und direkt in universell verwendbare Platten umwandeln. Ein Transportunternehmen wie die SBB könnte so Abfälle von Kunden direkt intern sinnvoll weiterverwenden. Anstatt durch Verbrennung das im Abfall enthaltene CO2 freizusetzen, wird es so in den Platten gebunden. Zudem könnten damit Holzplatten ersetzt werden. Gerade für temporäre Anwendungen wird oft MDF oder Leimholz gewählt, das mit Formaldehyd behandelt ist und verbrannt oder deponiert wird.  

Zu den Stormboards kam das Team über Umwege. Sie wollten eine Lösung für mobile und modulare Notunterkünfte finden und diese weltweit in Krisengebieten einsetzen. Dafür haben sie nach einem Rohstoff gesucht, der global verfügbar ist. Auf der Suche stellten sie fest, dass überall Plastikabfall vorhanden ist, der in gemischter Form jedoch keine Verwendung findet. So kam die Idee, diesen Abfall zu Platten zu verarbeiten und diese für den Bau von Notunterkünften zu nutzen. Heute hat sich das Team zwei Schwerpunkte gesetzt und für jeden jeweils eine eigene Firma gegründet: UpBoards spezialisiert sich auf die Herstellung von Platten. Boxs AG bietet modulare Raumlösungen an, die flexibel auf temporäre Raumbedürfnisse reagieren.  

Trotz der vielen Vorteile besteht auch Skepsis gegenüber einem Material aus Abfall. Kann es den hohen Anforderungen an Oberflächenqualität, Stabilität und Preis-/Leistungsverhältnis gerecht werden? Das Team arbeitet kontinuierlich daran, diese gängigen Vorurteile zu widerlegen und Denkmuster zu durchbrechen. Dafür nutzen sie die Haptik der Platten und geben Kunden Materialmuster in die Hand. Auf diese Weise entstehen schnell Ideen für Anwendungsmöglichkeiten. Die Möglichkeiten sind vielfältig, ebenso wie die Menge an Plastikabfall, die aktuell noch verbrannt wird, besser aber zirkulär genutzt werden sollte (siehe Circular Hub Artikel zur Circular Plastics Economy).  

Damit sich die geplante eigene Produktionsanlage amortisieren kann, muss eine entsprechende Nachfrage vorhanden sein. Bis diese entsteht, braucht es einerseits eine Sensibilisierung für das Material. Andererseits muss das Material auch ausreichend verfügbar sein und Anwendung finden. Dafür baut das Team Prototypen und arbeitet mit Verkaufsstellen zusammen. So kommen sie ihrer Vision Schritt für Schritt näher.  

Kontakt 

Yannick Tuch 
Leiter Verkauf & Kundenberatung 
yannick.tuch@upboards.ch 
www.upboards.ch 

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