Madaster und die Kreislaufwirtschaft

Madaster ist eine Plattform, die als Online-Register für Materialien der gebauten Umgebung fungiert. Das Ziel von Madaster ist es, Abfall zu vermeiden, indem sie Materialien eine Identität verleiht. Ein Gastbeitrag von Vincent Eckert, Head Internal Environmental Management bei Swiss Re.

Das Recyceln von Gebäuden ist nichts Neues: Stein und Holz aus bröckelnden römischen Villen wurden zu mittelalterlichen Burgen, überflüssige Burgmauern wurden zu Stadthäusern aus dem 17. Jahrhundert. Das Wiederverwenden von Baumaterialien war für unsere Vorfahren die Norm.

Wir haben heutzutage diese Einstellung verloren. Bedingt durch die Kombination aus billigeren Baumaterialien und komplexeren Konstruktionen werden stillgelegte Gebäude in Schutt und Asche gelegt, für Deponie- oder Autobahnfundamente verwendet.

Das ist eine Verschwendung von Ressourcen und die Herstellung neuer Primärrohstoffe wie Stahl und Beton generiert einen hohen CO2-Fussabdruck. Wie lange können wir diesen linearen Abfallpfad fortsetzen in Anbetracht der begrenzten Ressourcen auf dem Planeten?

Ich durfte Madaster auf dem kürzlich stattgefundenen 12. Swiss Re Engineering Underwriting Forum vorstellen. Die Madaster-Bewegung wird vom Motto "Abfall ist Material ohne Identität" geleitet. Der erste Schritt zur Verbesserung des Gebäuderecyclings besteht darin, den verwendeten Materialien eine Identität zu verleihen.

Zirkuläre Gebäude- und Versicherungsnutzung

Detaillierte Kenntnisse über im Bau verwendete Materialien erleichtern es Versicherungsunternehmen, Immobilienrisiken zu beurteilen. Wenn sich Probleme mit einem neuen Baumaterial ergeben, können wir unsere Belastung schnell prognostizieren.

Auf der Vermögensseite könnte eine detaillierte Materialinventur einen zukünftigen sekundären Handelsmarkt für Baumaterialien schaffen, da sie den Substanzwert des Gebäudes vor dem Abriss beeinflusst.

Vor allem aber ist Madaster ein Wegbereiter der Kreislaufwirtschaft und seines "Cradle-to-Cradle"-Prinzips. Baumaterialien haben einen signifikanten CO2-Fussabdruck; in der Schweiz stammen 80 Prozent der gesamten Abfälle aus der Bauwirtschaft. Vor diesem Hintergrund ermöglicht ein zirkulärer Ansatz von der frühen Entwurfs- und Planungsphase bis zur ordnungsgemäßen Stilllegung, dass Ressourcen zur "Wiege" und nicht zum "Grab" zurückkehren. Einfach ausgedrückt können Materialien wiederverwendet statt entsorgt werden. Die Reduzierung des CO2-Ausstosses trägt dazu bei, das Risikopotenzial des Klimawandels zu verringern.

Wir alle müssen bessere Beschützer unseres Planeten werden, den zirkulären Einsatz von Rohstoffen fördern und versuchen, das Risikopotenzial einschliesslich unseres CO2-Abdrucks zu verringern. Effektive Versicherungslösungen können helfen, Risiken zu managen. Sie erleichtern die Einführung des Madaster-Modells und tragen zur Nachhaltigkeit bei.

Kontakt

Vincent Eckert
Head Internal Environmental Management
Swiss Re
Mythenquai 50/60
8022 Zürich
Vincent_eckert@swissre.com

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