Garnelen frisch vom Hof

In Rheinfelden steht die europaweit grösste Garnelen-Farm. Das Unternehmen Swissshrimp züchtet und verkauft fangfrische Shrimps und setzt mit seiner Idee einen Gegenpol zu den tiefgefrorenen Importshrimps aus Thailand, Vietnam oder Ecuador.

Swissshrimp bietet Garnelen aus lokaler Aufzucht an. «Wir züchten Shrimps ohne Einsatz von Antibiotika, die man mit gutem Gewissen essen kann», sagt Rafael Waber, Geschäftsführer und Gründungsmitglied von Swissshrimp. Die Larven gelangen momentan aus den USA nach Rheinfelden. Eine europäische Larvenproduktion befindet sich im Aufbau. In Rheinfelden wachsen sie in den Salzwasserbecken einer geschlossenen Kreislaufanlage innerhalb von fünf bis sechs Monaten zu ausgewachsenen Tieren heran. «Dank der geschlossenen Anlage sparen wir Wasser und Energie. Das Wasser bleibt dem System erhalten, die Verluste sind gering.» 

Abwärme nutzen und Schweizer Salz

Swissshrimp startete im April 2019 mit dem Verkauf von Garnelen. Rund 60 Tonnen können in dem Areal in Rheinfelden gezüchtet werden. Zurzeit liegt die Auslastung bei rund 60 Prozent. Die Shrimps sind per Post, im Detailhandel, in Restaurants oder direkt vor Ort erhältlich. Mittlerweile führen Migros, Coop, Manor Food und rund 50 Restaurants ihre Shrimps. Je nach Absatzkanal kosten 100 Gramm rund 10 CHF. Die Schweizer Shrimps sind gemäss Waber rund 30 Prozent teurer als etwa importierte Bio Shrimps aus Vietnam. 

Rafael Waber und seine Geschäftspartner bauten so die europaweit grösste Garnelenzucht auf. Dafür mussten sie einige Herausforderungen meistern. «Garnelen leben im Meer und sind ein warmes Habitat gewohnt.» Meerwasser in den Becken zu imitieren, war nicht einfach. Darüber hinaus war ihnen die Energieeffizienz ein wichtiges Anliegen. «Uns war klar, dass wir nicht mit Öl oder Gas heizen wollen.» Deshalb schlossen sie sich mit der Schweizer Salinen AG zusammen. Diese generiert bei der Salzproduktion eine Menge warmes Abwasser und damit überschüssige thermische Energie. Swissshrimp liegt auf dem Areal der Salinen AG. «Von den Schweizer Salinen beziehen wir nicht nur die Abwärme, sondern auch das Salz für unsere Meersalzmischung in den Becken.» 

«Wie viel Nachhaltigkeit können wir uns leisten, ohne dabei unbezahlbar zu werden?»

Rafael Waber, Geschäftsführer und Gründungsmitglied von Swissshrimp

Kreislauflogistik

Von der Aufzucht über die Logistik bis zur Verpackung setzt Swissshrimp auf einen schonenden Umgang mit Tier und Umwelt. Swissshrimp bietet keine tiefgefrorenen Produkte an. «Nach der Bestellung fangen wir die Garnelen und 24 Stunden später sind sie frisch beim Kunden.» Die CO2-Bilanz der lokalen Aufzucht ist pro Kilogramm Shrimps 50 Prozent geringer als die von tiefgefrorenen Importshrimps. Um ihre Umweltbilanz weiter zu verbessern und den Vertrieb zu optimieren, tüftelte Swissshrimp an einer neuen Verpackung. Konsumentinnen und Konsumenten, die online bestellen, erhalten die Garnelen in einer wiederverwendbaren Verpackung. «Die Box besteht aus strapazierfähigem EPP, einem leichten und formbarem Kunststoff, die mehr als hundertmal wiederverwendet werden kann.» Das Unternehmen gewann damit letztes Jahr den Schweizer Verpackungswettbewerb.

Kooperationen sind das A und O

Swissshrimp muss kontinuierlich zwischen den Aspekten Umweltschutz und Preis abwägen. «Wie viel Nachhaltigkeit können wir uns leisten, ohne dabei unbezahlbar zu werden?» Dafür sind Kooperationen wertvoll. Im Sommer 2020 wird die Schweizer Salinen AG auf Initiative von Swissshrimp hin auf dem Dach der Swissshrimp-Produktionsstätte eine 4000 Quadratmeter grosse Solaranlage montieren. Den Strom verkaufen sie an Swissshrimp. Dadurch bezieht das Unternehmen Strom aus erneuerbaren Energien, der nicht teurer ist als konventioneller Strom. Denn durch den Direktbezug müssen sie keine Netznutzung-Abgabe bezahlen. Weitere Kooperationen und Lösungen sucht das Unternehmen im Bereich Garnelenfutter. «Rund 60 Prozent unserer Umweltbelastung wird durch das Futter verursacht. Das Biofutter besteht aus Fischmehl, Fischöl und auch Biosoja, das im Anbau viel Land und Wasser benötigt.»

Kontakt

Rafael Waber, Geschäftsführer und Gründungsmitglied von Swissshrimp
rafael.waber@swissschrimp.ch

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