Erfolgreiche zirkuläre Mode

Mit ihrem Geschäftsmodell «Lease a Jeans» möchte MUD Jeans die Modebranche verändern. Die Idee, Hosen zu mieten, tönte für viele anfangs verrückt. Doch das holländische Unternehmen hat einen Mentalitätswandel in Gang gebracht. 

2013 gründete Bert van Son das holländische Unternehmen MUD Jeans mit der Idee, in der Modebranche alles anders zumachen. Weniger als ein Prozent der Materialien, die für die Kleiderherstellung verwendet wird, wird zu neuen Kleidungsstücken recycelt. Dem Gründer war klar, dass er seine Produkte nicht verkaufen darf, wenn er diese nach Gebrauch wieder zurückerhalten und wiederverwenden möchte. Deshalb führte van Son für MUD Jeans ein nutzungsorientiertes Modell ein – ein in der Kreislaufwirtschaft wichtiger Ansatz. Mit seiner Idee sollen Rohstoffe erhalten bleiben und qualitativ hochwertige und faire Jeans für mehr Menschen zugänglich sein. Das Geschäftsmodell «Lease a Jeans» ist schnell erklärt: Kundinnen und Kunden mieten die Jeans für ein Jahr. Nach Zahlung des einmaligen Mitgliederbeitrag von 29 Euro beläuft sich die monatliche Gebühr auf 7,50 Euro. Nach einem Jahr hat man die Möglichkeit, die Jeans weiter zu leasen oder sie zurückzuschicken und sie gegen eine neue zu tauschen. Gut erhaltene Jeans frischt das Team um van Son zu einem Vintage-Artikel auf. Ist eine Jeans ausgetragen, schicken sie sie mit einer Sammellieferung nach Spanien zum Recyceln. Jede MUD Jeans besteht aus 40 Prozent recycelten Fasern und 60 Prozent Bio-Baumwolle. Die Herstellung benötigt 92 Prozent weniger Wasser, 69 Prozent weniger CO2 und 47 Prozent weniger Landmasse als herkömmliche Jeans.

100 Prozent zirkuläre Jeans

So simpel das Modell zu erklären ist, die Idee und die Marke bekannt zu machen, war und ist noch immer eine grosse Herausforderung. «Dinge nicht mehr zu besitzen, erfordert einen gewaltigen Mentalitätswandel», sagt Nina Steinlechner, die bei MUD Jeans für Kampagnen und Social Media zuständig ist. Steinlechners Rat: Auch wenn das «normale» System anders funktioniere, dürfe man sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

«Dinge nicht mehr zu besitzen, erfordert einen gewaltigen Mentalitätswandel.»

Nina Steinlechner, Kampagnen und Social Media, MUD Jeans

MUD Jeans verfolgt neben «Lease a Jeans» ein weiteres Ziel. «Wir wollen unsere Jeans aus 100 Prozent recycelter Baumwolle herstellen.» Für das Projekt «Road to 100» arbeiten sie mit verschiedenen Parteien zusammen, um die Recycling-Fasern zu verbessern. Das bisherige mechanische Recycling reisst den Stoff auseinander doch die Fasern werden beim Schreddern zu kurz, um hochqualitativen Jeansstoff aus 100 Prozent zu produzieren. Laut Steinlechner ist 40 Prozent mechanisch recycelte Baumwolle für MUD Jeans das Maximum. Anders sieht das beim chemischen Recycling aus, wo die Fasern viel länger hervorkommen. «Wenn wir mechanische und chemische Fasern mischen, hoffen wir, ein gleiches Feeling für den Stoff zu erhalten, wie bei nicht recycelten Jeans.» Für dieses Projekt arbeitet MUD Jeans mit der Saxion Universität in Holland, Circle Economy und Recover aus Spanien zusammen.

Erfolgreiche Slow Fashion

MUD Jeans ist finanziell noch nicht unabhängig und wird von Investoren unterstützt, die ihre Philosophie teilen. Geld ist nicht die einzige Möglichkeit, Erfolg zu messen. Auch die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie der Kundschaft zeichnet eine Firma aus. Der Kundenstamm von MUD Jeans hat sich seit dem Vorjahr verdoppelt. Mittlerweile sind es rund 3000 Leaser. Auch die überschaubare Lieferkette ist für das Unternehmen wertvoll: Die Stoffherstellung und das Recycling passieren in Spanien, die Produktion der Jeans in Tunesien. Von dort gelangen sie mit dem Schiff nach Holland. «Gerade während der Corona-Krise sehen wir, dass unsere Produktionsweise nachhaltig ist», sagt Steinlechner. MUD Jeans und ihre Lieferanten sind weder von Produktionsausfällen noch von Überproduktion betroffen.

Kontakt
Nina Steinlechner, Kampagnen und Social Media, MUD Jeans
nina@mudjeans.ch

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