Bauen im Kreislauf: Chancen und Herausforderungen in der Schweiz

Kantonen, BIM-Modelle mit Materialpässen – die Kreislaufwirtschaft im Bau hat in den letzten Jahren eine spürbare Form angenommen. Projekte wie das Leuchtturmprojekt an der Müllerstrasse oder das Gebäude X Projekt von der SBB, das konsequent auf Wiederverwendung und digitale Materialerfassung setzt, zeigen, welches Potenzial bereits heute mobilisiert werden kann. Trotzdem ist das Bauwesen in der Schweiz von einem echten Systemwechsel noch weit entfernt.

Marloes Fischer, Gründerin des Circular Hub, begleitet diese Entwicklung seit Jahren. „Das Thema ist da – aber das Handeln bleibt zögerlich“, sagt sie. Zwar wird heute mehr über Materialverfügbarkeit, CO₂-Bilanzen und Lebenszyklen gesprochen als früher. Doch zirkuläres Bauen endet oft bei der Auswahl eines erneuerbaren Dämmstoffs, statt von Anfang an modular, demontierbar und ressourcenschonend zu planen.

Dabei liegt das Potenzial auf der Hand: Geringerer Ressourcenverbrauch, tiefe Wartungskosten und eine höhere Resilienz gegenüber Lieferengpässen und volatilen Preisen. Kreislaufwirtschaft schafft Transparenz über Herkunft, Qualität und Einsatz von Materialien – vergleichbar mit der Rückverfolgbarkeit in der Automobil- und Medizintechnik. Und sie trägt dazu bei, gesündere und lebenswertere Städte zu gestalten.

Was bremst die Umsetzung?

Erstens: Die hohe Komplexität von Bauprojekten mit vielen Beteiligten, langen Zeitspannen und hohen Budgets.

Zweitens: Ein kurzfristig orientiertes Mindset, das langfristige Vorteile selten honoriert.

Drittens: Lineares Planen und fehlende Werkzeuge für zirkuläre Ansätze.

Viertens: Fehlende Prozesse für Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette. Kein Akteur hat die gesamte Wertschöpfungskette im Griff. Es braucht Partnerschaften, gemeinsame Denkprozesse, Schwarmintelligenz. So entstehen Lösungen, die oft weniger riskant sind, als man befürchtet.

Fischer sieht vier zentrale Hebel für den Wandel:

  • gezielte Aus- und Weiterbildung, auch von Dozierenden
  • der sinnvolle Einsatz von digitalen Planungstools wie BIM, Produktepässe und Gebäudedokumentation
  • stärkere Kooperation über Sektorgrenzen hinweg – und Mut anzufangen

„Man muss nicht gleich alles umkrempeln – aber man muss anfangen“, betont sie.

Auch die öffentliche Hand spielt eine Schlüsselrolle: durch klare Rahmenbedingungen, neue Ausschreibungsformulierungen und eigene Vorbildprojekte. Denn Kreislaufwirtschaft ist nicht teurer – sie funktioniert einfach anders.

Jetzt ist der Moment, den nächsten Schritt zu gehen. Dazu braucht es fundierte Daten und mehr Wissen über Materialflüsse, über Lebenszyklen, über Ressourcenverfügbarkeit. Wenn Bauherren genau hinschauen, wo ihr Geld hinfliesst, können Entscheidungen getroffen werden, die nachhaltige Innovation und Impact ermöglichen.

Prüfen Sie Ihre laufenden Projekte: Wo könnten Sie erste zirkuläre Prinzipien umsetzen – konkret, machbar, im Kleinen? Denn jeder Kreislauf beginnt mit einem Anfang.

Foto von Josh Power auf Unsplash.

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