Wie die Schweiz ihren Ressourcenverbrauch halbieren kann

Am 20. März 2023 hat Circle Economy - in Zusammenarbeit mit Deloitte und Circular Economy Switzerland - den ersten Schweizer Circularity Gap Report (CGR) veröffentlicht.

Der wichtigste Befund: erst 6.9 Prozent der Schweizer Wirtschaft ist zirkulär. Somit liegt die Schweiz unter dem globalen Durchschnitt von 7.2 Prozent und klar hinter den Ländern Niederlande (24.5 Prozent) und Polen (10.2 Prozent).

Der Bausektor hat mit 18 Prozent den zweithöchsten Material-Fussabdruck in der Schweiz. Der Bericht zeigt verschiedene Massnahmen auf, die es ermöglichen würden, die "Circularity Metric" von 6.9 Prozent in den nächsten Jahren auf über 12 Prozent zu verdoppeln. Dadurch könnte der Ressourcenverbrauch der Schweiz halbiert sowie der CO2-Fussabdruck um 43 Prozent reduziert werden.

Für die Bau- und Immobilienbranche identifiziert der CGR folgende drei Handlungsbereiche:

  • Der Anteil der unbewohnten Gebäude hat sich zwischen 2010 und 2020 fast verdoppelt - dieser Trend soll umgekehrt werden. Unter Anderem könnte dies durch eine Erhöhung der Zahl der Wohnbaugenossenschaften geschehen (derzeit leben nur 5 Prozent der Schweizer Bevölkerung in solchen). Ausserdem sollen Kantone verbindliche Ziele für die Verwendung von rezyklierten Stoffen im Zement bspw. setzen (in Zürich gilt z.B. 25 Prozent).
  • Gestaltung eines energieeffizienten Gebäudebestands: Renovation bestehender Gebäude statt Abriss, Abkehr von fossilen Heizsystemen und Nachrüstung für mehr Energieeffizienz (nur etwa 6 Prozent, der vor 1971 gebauten Häuser, sind mit Wärmepumpen ausgestattet).
  • Skalierung ressourceneffizienter, zirkulärer Baupraktiken: verstärkte Verwendung von CO2-armen Betonprodukten (die Schweiz ist einer der grössten Betonverbraucher der Welt), verstärkter Einsatz von Holz im Bau, Förderung der modularen Bauweise, Planung von Gebäuden zur Minimierung des Materialverbrauchs.

Auch nennenswert sind die vom Bericht identifizierten Eckdaten zum Schweizer Ressourcenverbrauch:

  • Die Schweiz verbraucht pro Jahr 163 Millionen Tonnen an neuen Materialien: Das sind 19 Tonnen pro Kopf - mehr als der europäische Durchschnitt (17.8 Tonnen/Prs.) und mehr als das Doppelte des geschätzten nachhaltigen Verbrauchs (8 Tonnen/Prs.).
  • Wenn alle Menschen auf der Erde so leben würden wie die durchschnittlichen Schweizer Einwohner:innen, würden wir global die Ressourcen von fast 2.75 Planeten benötigen.
  • Der grösste Teil des Material- und CO2-Fussabdrucks der Schweiz findet im Ausland statt: Rund 83 Prozent des Schweizer Rohstoffbedarfs wird durch Importe gedeckt.

Der Bericht ruft auf, dass:

  1. kantonale Regierungen sowie der Bund mehr Anreize für eine Kreislaufwirtschaft schaffen
  2. Akteur:innen der ressourcenintensiven Wertschöpfungsketten zusammenarbeiten sollen
  3. die Schweiz vermehrt von zirkulären Best-Practice-Beispielen aus dem Ausland lernt
  4. sich die Schweiz auf die Verringerung nicht-kreislauffähiger und nicht-erneuerbarer Inputs konzentriert

Marloes Fischer, CEO von Circular Hub, hat in der Paneldiskussion zum Launch des CGR unterstrichen, dass Transparenz und Verfügbarkeit von Daten eine zentrale Rolle beim Übergang zu einem kreislauffähigen Bauwesen spielen dürften. Dies könne durch mehr Digitalisierung ermöglicht werden, so Marloes Fischer. Ausserdem werde eine Skalierung von zirkulären Bauprodukten und Gebäuden erst dann möglich, wenn Kooperation, Feedbackloops und Austausch entlang Wertschöpfungskette die Norm sei.

Wollen Sie den Schweizer Bericht mit dem globalen Circularity Gap Report vergleichen? Hier geht’s zu unserem Artikel.

Bildquelle: Nathan Queloz, Unsplash

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