Fahrplan für das zirkuläre Bauwesen in der Schweiz

Gelingt es der Baubranche, Ressourcen möglichst effizient und lange im Nutzungskreislauf zu halten, werden Klima- und Umweltbelastungen massiv reduziert. Ein solcher „Systemwandel“ gelingt mit einem klaren Fahrplan. Die C33 - Schweizer Koordinationsstelle für zirkuläres Bauen hat zum Ziel, diesen zu realisieren.

Der Hebel des Bauwesens
Der enorme Energie- und Ressourcenverschleiss des Sektors ist bekannt. Von Seiten der Schweizer Politik werden die gesetzgeberischen Auflagen für Unternehmen für mehr Nachhaltigkeit konkreter. Expert:innen und zentrale Vertreter:innen der Branche sind sich zunehmend einig, dass Zirkularität eine der Schlüsselstrategien ist, um die starke Nachfrage nach Gebäuden und Infrastruktur ressourcenschonend und zukunftsfähig zu bewältigen.

Die Umsetzung beschleunigen
Zahlreiche Akteur:innen haben begonnen, erste zirkuläre Projekte umzusetzen oder die Implementierung zu fördern. Der Branche fehlte allerdings eine Anlaufstelle, die Transparenz schafft, bereits laufende Aktivitäten verbindet und den Aufbau von nötigem Fachwissen und Kompetenzen schnell ermöglicht. Der Verein Circular Construction Catalyst C33 – die Schweizer Koordinationsstelle für zirkuläres Bauen wurde im Januar 2024 von CRB Schweizerische Zentralstelle für Baurationalisierung und Circular Hub gegründet, um hier anzusetzen und den Systemwandel zu mehr Zirkularität im Schweizer Bauwesen zu beschleunigen. Über 40 Akteure entlang der Wertschöpfungskette im Bau haben ihre Unterstützung für die Initiative bekundet. C33 hat zum Ziel, zirkuläres Bauen und Bewirtschaften als gelebte Geschäftspraxis im Hoch- und Tiefbau in der Schweiz und Liechtenstein bis spätestens 2033 zu etablieren.

Den Systemwandel Schritt für Schritt realisieren
Das Bewusstsein, dass ein Wandel hin zu mehr Zirkularität im Bau sinnvoll ist, ist in der Branche breit verankert. Allerdings ist das konkrete Vorgehen noch nicht klar, da die Komplexität einer solchen Transformation sehr hoch ist. In einem kürzlich publizierten Artikel haben wir einen Ansatz dazu mit einem klaren Fahrplan definiert. In seiner Herangehensweise folgt C33 den darin definierten 7 Schritten des Systemwandels:  


Schritt 1: Stakeholder Analyse
Die Initianten und Unterstützer von C33 decken mit Vertretern aus Schweizer Verbänden, Privatwirtschaft, Wissenschaft und dem Zugang zu deren jeweiligen Netzwerken die Breite des Schweizer Bauwesens ab. Weitere Stakeholder:innen entlang der gesamten Wertschöpfungskette wurden identifiziert und analysiert, was diese im Bereich zirkuläres Bauen bereits unternehmen. Ihre Funktionen und bestehende Initiativen zur Kreislaufwirtschaft wurden in einer umfassenden Auslegeordnung dargestellt. In der Folge mobilisierten die C33-Initianten gezielt zur Unterstützung und Mitarbeit.

Schritt 2: Ursachenanalyse
Das Problem, das es zu lösen gilt, sind die grossen Auswirkungen des Bauwesens auf die Umwelt. Die Ursachen liegen vor allem im hohen Ressourcenbedarf aufgrund von zunehmender Urbanisierung und Bevölkerungswachstum sowie in Folge hoher, stetig steigender Qualitätsanforderungen.  

Schritt 3: Problemanalyse
Die Baubranche wird stets Ressourcen benötigen, insofern müssen sich Lösungsansätze für das Problem auf deren effizientere Nutzung konzentrieren. Hier bietet sich Zirkularität als Lösungsansatz an. Damit das Bauwesen den Übergang zu kreislauffähigem Wirtschaften möglichst rasch bewältigen kann, braucht es Zusammenarbeit und neue Zusammenarbeitsformen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – vom Investor und Bauherrschaft über Planer, Hersteller und Bauunternehmer bis zu Bewirtschaftern und Rückbauern. So können das nötige Wissen und die erforderlichen Kompetenzen schneller aufgebaut und skaliert werden.

Schritt 4: Bestandsaufnahme
Im Zuge der Erstellung der Auslegeordnung wurde das Ökosystem des zirkulären Bauens in der Schweiz erstellt und mit Community-Feedback kontinuierlich aktualisiert. Auf politischer Ebene wird Zirkularität zunehmend eingefordert. Hilfestellungen oder Kompetenzen zur Umsetzung gibt es jedoch bislang kaum. Branchenverbände und Standardisierungsorganisationen haben entweder Arbeit diesbezüglich bereits begonnen oder stehen davor. Die laufenden Aktivitäten im Markt zu überblicken und zu verfolgen, wird zunehmend komplexer. Zudem besteht momentan keine Koordination und Kommunikation mit der Folge, dass bestehendes Wissen nicht einfach wiedereingesetzt werden kann. Die Entscheidung, welches die nächsten Schritte sind und wo es sich lohnt, Zeit und Ressourcen zu investieren, wird immer schwieriger, bis hin zu einem Entscheidungsvakuum.

Schritt 5: Gap-Analyse
Bislang hat C33 die Schritte 1-4 getätigt, Akteur:innen zusammengebracht und vier Handlungsbereiche mit relevanten Themen identifiziert. Diese werden nun im nächsten Schritt priorisiert, von bestehenden Initiativen im Markt abgegrenzt und in die Umsetzung gebracht. Ein Fachgremium aus Expert:innen des zirkulären Bauens wird die Themensetzung unterstützen, indem die Perspektiven von Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand einfliessen.

Schritt 6: Identifikation von Massahmen
Daraufhin können unabhängige, Experten-geleitete Aktionsteams Projekte durchführen und die Umsetzungsschritte identifizieren. Aus diesen Ergebnissen können klare Leitfäden oder anderweitige Hilfsmittel entstehen, die die Implementierung von Zirkularität vereinfachen und beschleunigen. Alle erarbeiteten Inhalte werden öffentlich zur Verfügung gestellt.

Schritt 7: Strukturiertes Monitoring
Ab 2027 soll die Arbeit von C33 validiert und evaluiert werden. Die Ergebnisse werden an Fachstellen übergeben, welche sie weiterentwickeln und nach Durchlaufen entsprechender Prozesse als offizielles Rahmenwerk für die Schweiz und Liechtenstein etablieren können.

Circular Hub hat C33 als zentrale und neutrale Anlaufstelle für zirkuläres Bauen in der Schweiz mitinitiiert und fungiert als Geschäftsstelle des C33 Vereins.

Wollen auch Sie beim Circular Construction Catalyst 2033 mitarbeiten und dessen Arbeit unterstützen? Werden Sie Mitglied und gestalten Sie die Zukunft des Schweizer Bauwesens aktiv mit.
 

Bildquelle: Vinit Srivastava, unsplash 2024

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