Im April 2020 sprach unsere Redaktion mit Jeannette Morath über Mehrwegverpackungen. Ein Follow-up mit der Gründerin von Recircle, einem Mehrwegsystem für Verpflegung zum Mitnehmen.
Circular Hub: Frau Morath, erst kürzlich veröffentlichte Zero Waste Europe eine Studie über Mehrweg- versus Einwegverpackungen. Überrascht Sie das Resultat?
Jeannette Morath: Nein, überhaupt nicht. Mehrweg hat nach wenigen Nutzungen die bessere Ökobilanz. Darum setzen wir uns von Recircle mit vollem Elan für Mehrweg ein. In der Zusammenfassung der Studie steht, dass Kundinnen und Kunden Anreize brauchen. Das sehen wir anders: Wir glauben, dass Mehrweg genutzt wird, wenn es erhältlich, zahlbar und einfach ist.
«Jede Verhaltensveränderung, auch eine Essensverpackung, ruft Verlustängste hervor.»
Jeannette Morath, Gründerin Recircle
Sie haben eine klare Vision: Recircle soll zum Synonym für Mehrwegverpackung werden. Im April standen zwei Lancierungen kurz bevor. Wo steht das Unternehmen heute?
Wir wurden von Covid stark getroffen, wie die Gastrobranche im Allgemeinen. Takeaway boomt zwar, doch die Gewinner sind Einwegverpackungen. Einerseits wird das Image durch hohe Marketingbudgets gefördert, dass Einweg ökologisch und hygienisch sei, andererseits ist für die Gastronomen jetzt gerade nicht der ideale Zeitpunkt für einen Systemwechsel. Netto ist unser Netzwerk trotzdem gewachsen. So eine Pandemie kann den Change zwar verlangsamen, aber nicht aufhalten. Wir haben im Mai unser Besteck und unsere App lanciert und diesen Monat lancieren wir unseren neuen, doppelwandigen Becher.
Wo spüren Sie Hemmungen von Restaurants sowie Konsumentinnen und Konsumenten, Mehrwegverpackungen zu nutzen?
Das ist eindeutig in der Verhaltensveränderung. Jede Verhaltensveränderung, auch eine Essensverpackung, ruft Verlustängste hervor. Restaurants und Gäste denken, dass Mehrweg aufwändig, teuer und mühsam ist. Das Abwaschen führt ja auch zuhause zu Diskussionen. Doch Abwaschen gehört zur Kreislaufwirtschaft nun mal dazu. Sobald die Restaurants und Gäste unser Mehrwegsystem benutzen, sehen sie innert Kürze, dass es schneller, günstiger und qualitativ hochwertiger, als die Einwegverpackung ist. Und auch hygienischer. Denn, wer weiss schon, durch welche Hände die Einwegware gelaufen ist?
Lesen Sie hier den ursprünglichen Artikel über Recircle.
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Jeannette Morath, Gründerin Recircle, jeannette.morath@recircle.ch