Wie Mietmodelle wirtschaftlichen und ökologischen Nutzen verbinden

Leere Tintenpatronen wieder auffüllen lassen, anstatt neue zu kaufen oder saubere Kleidung erhalten, ohne in Kontakt mit einer Waschmaschine zu kommen: Das sind Beispiele, wie Unternehmen die Nutzung eines Produkts verkaufen, anstatt das Produkt selbst. Was sind die Vorteile dieses Geschäftsmodell und welchen Platz hat es in der Circular Economy?

Geschäfte wie auch Privatpersonen besitzen viele unterschiedliche Produkte. Wofür eigentlich? Denn nüchtern betrachtet ist für uns das Ergebnis, das uns ein Produkt liefert, nützlich. Eigentum als solches bringt in der Regel keinen Mehrwert – höchstens vielleicht als Statussymbol. Vielmehr ist Eigentum mit oft lästigen Verpflichtungen verbunden. Man muss sich um die Wartung kümmern und wenn das Produkt nicht mehr gebraucht wird, fühlt sich niemand dafür verantwortlich.

In einem Mietmodell hingegen bieten Unternehmen das Ergebnis eines Produktes als Dienstleistung an. Das Produkt wechselt zwar die Besitzer, aber nicht den Eigentümer. Im Englischen kennt man dieses Geschäftsmodell als «Product as a Service».

Vorteile des Mietmodells

Anhand des Beispiels von HP Instant Ink lässt sich zeigen, wie das Mietmodell das Interesse an Langlebigkeit und Reparierbarkeit auf den Kopf stellt. Tintenstrahldrucker wurden in den vergangenen Jahren immer günstiger. Gleichzeitig wurden sie weniger langlebig und die Tintenpatronen teurer. Mit Instant Ink bietet Hewlett-Packard ein Mietmodell an: Konkret ist es ein Abonnement für Heimnutzer, das das Drucken einer Anzahl von Seiten gegen eine monatliche Gebühr ermöglicht. Für HP ergeben sich fünf konkrete Vorteile:

  • Der Verbrauch an Tinte wird an HP übermittelt und neue Patronen werden automatisch zu den Kunden nach Hause geliefert.
     
  • Durch den bequemen Service und die geringeren Kosten hat HP eine hohe Kundenzufriedenheit.
     
  • Durch das Abonnement baut das Unternehmen eine langfristige Kundenbindung auf.
     
  • Über ein Netzwerk an Handelspartnern nimmt HP leere Patronen zurück und bereitet sie auf. So kann das Unternehmen seine Produkte als Materialbanken für die Zukunft nutzen.
     
  • Dank dem Abomodell weiss HP, dass es alles Material wieder zurückerhält und reduziert damit nach eigenen Angaben den Ressourcenverbrauch um 57 Prozent.

Varianten eines Geschäftsmodells

Auch bei Waschmaschinen lohnt sich die Betrachtung ihrer Ergebnisse. Möchte man einen grossen weissen Kasten in der Wohnung oder im Keller? Nicht wirklich. Eigentlich möchte man nur saubere Kleidung. An diesem Beispiel lässt sich auch zeigen, dass ein Ergebnis auf vielen Wegen erreicht werden kann. Bereits vor mehr als zehn Jahren hat Arnold Tukker überzeugend zwischen drei Hauptkategorien von Mietmodellen unterschieden:

  • Produktorientiert: In dieser Kategorie wird ein Produkt mit ergänzenden Dienstleistungen wie etwa der Wartung verkauft. Dies ist in vielen Mietwohnungen der Schweiz der Fall. Die Hersteller verkaufen robuste, langlebige Waschmaschinen, die alle Wohnungen gemeinsam benutzen. Meistens bieten die Hersteller direkt ein Servicepaket an (wie V-Zug) oder vergeben dieses an Dritte.
     
  • Nutzungsorientiert: Bundles aus den Niederlanden bietet ein anderes Modell an. Das Unternehmen kauft Waschmaschinen und vermietet sie an Privatnutzer. Für die Endkunden fällt dabei eine Monatsgebühr an, in der die Wartung und das Waschmittel inbegriffen sind. Zwar steht die Waschmaschine bei den Endkunden im Badezimmer, jedoch gehört sie immer noch Bundles und wird nach Ablauf des Abonnements zurückgenommen.
     
  • Ergebnisorientiert: Ein Textilreinigungsservice wie Tick liefert saubere Kleider, ohne dass die Kundin oder der Kunde jemals in Kontakt mit einer Waschmaschine kommt. Aus Sicht des Endkunden bekommt man also tatsächlich nur das Ergebnis – zu einem fixen Preis. Der Anbieter sucht dann den effizientesten Weg, dies zu erreichen.

Welches dieser verschiedenen Modelle nun das Beste ist, kann man nicht sagen. Viel wichtiger ist es, eine neue Perspektive auf die Funktion eines Produktes zu gewinnen. Dadurch kann der effizienteste Weg gefunden werden, ein bestimmtes Ergebnis zu erreichen. Das bedeutet auch, dass nicht jedes Mietmodell automatisch einen ökologischen Mehrwert mit sich bringt. Zirkulär ist es auf jeden Fall, wenn der Ressourcenverbrauch sinkt, die Kundenzufriedenheit steigt und der Preis sinkt oder gleichbleibt. Dies erfordert eine sorgfältige Geschäftsmodellentwicklung.

Haben Sie eine Idee für ein Product as a Service-Angebot? Möchten Sie das Potenzial für Ihr Geschäft analysieren? Kontaktieren Sie uns oder besuchen Sie unsere Kurse. Mehr Infos unter: circularhub.ch/know-how

Weitere Informationen:

Titelbild

Jelleke Vanooteghem

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