sumami: Wiederverwendung von Schweizer Baumaterialien

sumami (kurz für SUstainable MAterial MIning) erleichtert seit zwei Jahren mit ihrer Plattform useagain.ch den Austausch von Baumaterialien und ermöglicht dadurch die Transformation zu einem ressourceneffizienten und langlebigen Schweizer Bauwesen. Julia Meyer von sumami beantwortet Circular Hub’s Use Case Fragen.

Was macht Ihr Produkt / Gebäude zirkulär?

Das Ziel von sumami ist es, Bauvorhaben zu mehr Zirkularität zu bewegen. Wie diese Dienstleistungen genau aussehen, hängt stark vom Kundenbedürfnis ab (handelt es sich zum Beispiel um eine Portfoliostrategie, oder um eine Gebäuderenovation etc.). Zudem stellt sumami der Branche mit useagain.ch ein innovatives Tool zur Verfügung.

a. Inwiefern ist Ihr Design-Konzept zirkulär?

Bei sumami wird die Kreislaufwirtschaft in Bauprojekten thematisiert und zusammen mit dem Kunden eine Umsetzungsstrategie definiert.

useagain.ch wird als Tool eingesetzt, um die vorhandenen Baustoffe und Baumaterialien sichtbar zu machen.

b. Was ist Ihr Impact auf das Ökosystem?

Unser Ziel ist es, die Beteiligten der Baubranche zu unterstützen Materialien und Produkte so oft wie möglich wiederzuverwenden, statt neue Materialien zu beschaffen. Dieser Prozess reduziert negative Auswirkungen auf die Umwelt erheblich und erhöht zudem die wirtschaftlichen Vorteile. Unsere Ambition ist die 1:1 Substituierung von Materialien. Jedes Bauteil, das wiederverwendet wird, muss nicht neu produziert werden. Somit werden Ressourcen gespart, die Treibhausgasemissionen reduziert und unser Klima geschützt.

c. Inwiefern ist der Faktor Zeit mitgedacht?

Heute werden Gebäude leider zu wenig flexibel gebaut, so dass sich die Nutzung nicht oder nur sehr eingeschränkt verändern lässt. Damit wird das Potential für Langlebigkeit in der Baubranche nicht ausgeschöpft. Das Tool von sumami erlaubt es Materialien zu erfassen, wodurch sie länger im Umlauf gehalten werden und ihren berechtigten Wert erhalten. Der Faktor Zeit spielt bei Wiederverwendungsprojekten auch auf eine andere Weise eine entscheidende Rolle. Denn erfahrungsgemäss ist die Wiederverwendung in Bauprojekten umso erfolgreicher, je früher sie im (Denk-)Prozess integriert wird.

«Erfahrungsgemäss ist die Wiederverwendung in den Bauprojekten umso erfolgreicher, je früher sie im (Denk-)Prozess integriert wird.»

Julia Meyer, sumami

Wie unterstützt Ihr Tun/ Produkt die Baubranche darin, den systemischen Wandel hin zur «Zirkularität» zu erreichen?

Um den systemischen Wandel in der Baubranche zu beschleunigen, bedarf es vieler innovativer Tools und Methoden - vor allem, um die planerischen Aufwände diverser Akteure zu senken und zu verbessern. Ein grosser Hebel, um die Baubranche in die Zukunft zu führen stellt die Wiederverwendung von Bauteilen dar. Neben Verständnis und Wissen fehlen in der Baubranche vor allem wichtige Tools, wie ein professioneller, zuverlässiger und zukunftsorientierter Markt- bzw. Tauschplatz für vorhandene Bauteile. Mit der Weiterentwicklung von useagain.ch arbeitet sumami an einer Branchenlösung, die allen Akteuren der Wiederverwendung im Bau zugutekommen und die Eintrittschancen für neue Akteure begünstigt. Je mehr Akteure Zugang zu geeigneten und vernetzten Tools für die einfachere Wiederverwendung haben, desto grösser werden die Möglichkeiten jedes einzelnen.

Was war Ihre Haupt-Herausforderung und Ihr Haupt-Learning bis jetzt?  

Wie viele andere, die den Wandel zu einem nachhaltigeren Bauwesen vorantreiben, werden wir regelmässig vor die Herausforderung gestellt, dass die Baubranche häufig noch sehr konservativ ist und langsam auf Veränderungen reagiert. Dadurch werden neue Geschäftsmodelle bedroht. Die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der Branche ist gering, was zu ineffizienter Nutzung von Ressourcen führt. Die Aussichten für die Erreichung der Klimaziele sind düster, da die Branche einen erheblichen Anteil an Treibhausgasemissionen verursacht und sich nur langsam anpasst. Die Regulierungen fördern nicht immer die Entwicklung von nachhaltigen Technologien und Geschäftsmodellen. Einer unserer Haupt-Learnings war, dass eine verbesserte Zusammenarbeit unter den Stakeholdern des Bauwesens und eine kluge, zukunftsorientierte Regulierung unerlässlich ist, um die notwendigen Veränderungen voranzutreiben.

Wie messen Sie Ihren Impact?

Die Rechnung ist im Grunde simpel: 1 Tonne wiederverwendeter Bauteile entspricht 1 Tonne weniger CO2 Ausstoss. Je mehr wiederverwendet wird, desto grösser der Beitrag an die Klimaziele.

Haben Sie oder kennen Sie ein spannendes zirkuläres Projekt oder Produkt im Bau? Wir freuen uns über Hinweise an info@circularhub.ch.

Bildquelle Header: Valery Fedotov, Unsplash

Bilder sumami: Screenshots der Webseite

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