Neuer Schub für die Kreislaufwirtschaft im Bau

Das Potenzial der Kreislaufwirtschaft im Bau ist enorm. Als Verursacher des grössten Abfallstroms in der Schweiz kann die Bauwirtschaft einen beachtlichen Teil zur Erreichung der Klimaziele in der Schweiz beitragen. Trotzdem tut sich die Baubranche schwer, den Wandel hin zu einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Bauweise zu bewältigen. Bauenschweiz sprach mit Marloes Fischer, Geschäftsführerin Madaster Services Schweiz AG und Gründerin der Circular Hub GmbH, darüber, wie diese Transition beschleunigt werden kann und welche Rolle Digitalisierung dabei spielt.

In der Baubranche haben rund 14 Prozent der Unternehmen zirkuläre Geschäftsaktivitäten umgesetzt. Wo sehen Sie mögliche Beschleuniger in der Bauwirtschaft?

Drei Dinge sind meines Erachtens entscheidend, um Fahrt in die Transformation hin zu mehr Zirkularität zu bekommen. Erstens: Mehr Bauherren fragen nach einer ressourcenschonenden Planung und dem Einsatz von zirkulären Materialien, so entsteht Angebot. Der Willen zur Kollaboration entlang der Wertschöpfungskette muss zweitens gestärkt werden und last but not least: es braucht attraktive wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und einen gesellschaftlichen Konsens.

Welchen Schub verleiht die Vernehmlassung zur Pa.Iv. Kreislaufwirtschaft dem Thema in der Bauwirtschaft?

Es ist sehr erfreulich, dass die Politik die Kreislaufwirtschaft in der Schweiz stärken will. Die parlamentarische Initiative 20.433 schlägt konkrete ressourcenschonende Anforderungen für Bauwerke in der Planung, Materialisierung und im Rückbau vor. Die Zeit dafür drängt, da wir heute für 2050 bauen und sich Anforderungen im Laufe der Zeit permanent ändern. Diese wichtige Gesetzesanpassung, aber auch bestehende Gesetze wie die Bauprodukteverordnung, gilt es nun, konsequent auf allen Ebenen umzusetzen. 

Madaster begrüsst das Ziel der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates, den entsprechenden Rahmen im Umweltschutzgesetz und Energiegesetz für eine moderne und umweltschonende Kreislaufwirtschaft zu schaffen. Drei Punkte scheinen uns wichtig: Die Stimulierung der Nachfrage nach zirkulärem Bauen und die Definition von Grenzwerten ist zentral, um ein höchstmögliches Werteerhaltungspotential zu realisieren. Als besonders zukunftsweisend sehen wir die Messbarkeit der Kreislauffähigkeit von Gebäuden über den gesamten Lebenszyklus ausgehend von deren Materialisierung. Dafür müssen Wirtschaft, öffentliche Hand und Wissenschaft gemeinsam Kennwerte und Standards für Ressourcenschonung definieren und bestehende Normen modernisieren. Wissenstransfer, Aus- und Weiterbildung und die Zusammenarbeit ist der Weg, dass die Akteure Kreislaufwirtschaft zielgerichtet umsetzen können.

«Es braucht neue, radikale Lösungen, von neuen Materialien bis hin zu neuen Geschäftsmodellen, die den Materialverbrauch und die negativen Umweltauswirkungen der Baubranche reduzieren.»

Marloes Fischer, Geschäftsführerin Madaster Services Schweiz AG und Gründerin der Circular Hub GmbH

Wie setzt Madaster das CBI Innovation Booster Projekt um?

Madaster ist eines der vier ersten ausgewählten Projekte von 18 Projektanträgen an den Circular Building Industry Innovation Booster (CBI Booster). Der CBI Innovation Booster leistet wichtige Pionierarbeit. Die heutigen, linearen Prinzipien in der Bau- und Immobilienbranche sind nicht zukunftsfähig. Es braucht neue, radikale Lösungen, von neuen Materialien bis hin zu neuen Geschäftsmodellen, die den Materialverbrauch und die negativen Umweltauswirkungen der Baubranche reduzieren. Der CBI Innovation Booster fördert die Entwicklung und Realisierung von innovativen zirkulären Lösungen für den Bausektor. Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft arbeiten zusammen, um die damit verbundenen Herausforderungen entlang der Wertschöpfungskette zu meistern.

Madaster hat es sich zur Aufgabe gemacht, Materialien für immer verfügbar zu machen, indem sie auf der Madaster Plattform eine Identität erhalten. Madaster bewertet die Gebäudezirkularität durch die Verknüpfung der Bauwerkelemente mit den auf der Plattform verfügbaren Datenbanken. Das Ziel ist es, die bestehende Madaster-Materialdatenbank für den Schweizer Markt zu validieren und einen gesamtschweizerischen Durchschnittswert zu generieren, um eine marktgerechte Gebäudezirkularität auszuweisen.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag im Blog unseres Netzwerkpartners Madaster.  

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