Mit Komposttoiletten Phosphor gewinnen

Immer öfter sehen wir sie an Festivals oder auf dem Bundesplatz, die holzigen Häuschen von Kompotoi. Als Anbieter von mobilen Toiletten haben sie schon eine gewisse Bekanntheit erlangt. Vielleicht weil die Konkurrenz chemisch riechende Plastikboxen anbietet, die niemand besonders gern mag. Vielleicht aber auch, weil Kompotoi mit einer inspirierenden Mission unterwegs ist: Den Gang zur Toilette zum Erlebnis machen und gleichzeitig Ressourcenkreisläufe schliessen.

Die Ströme unserer Fäkalien sind nicht besonders zirkulär. Phosphor ist in der Landwirtschaft als Dünger unverzichtbar, wird heute aber zu einem Grossteil mineralisch abgebaut und aus dem Ausland importiert. Gleichzeitig scheiden Menschen das mit der Nahrung aufgenommene Phosphor wieder aus. In den Kläranlagen lässt sich der wertvolle Rohstoff nur mit hohem Aufwand zurückgewinnen. So werden in der Schweiz heute rund 5600 Tonnen Phosphor pro Jahr zusammen mit dem Klärschlamm verbrannt. Das entspricht ungefähr der jährlich importierten Menge von 6000 Tonnen (NZZ 2015).

Eine Alternative sind Komposttoiletten. Das Grundprinzip ist einfach: Die menschlichen Ausscheidungen werden gesammelt und kompostiert. Daraus entsteht Humuserde und Dünger für die Landwirtschaft. Dieses Prinzip wird vor allem in Entwicklungsländern angewendet, wo noch keine umfangreiche sanitäre Infrastruktur (Kanalisation, Kläranlagen) vorhanden ist. Jojo Linder, einer der Gründer von Kompotoi, hat in der Schweiz die perfekte Nische für Komposttoiletten gefunden: als Miet-WC auf Veranstaltungen.

Vorgehen

Mit seinem Mitgründer Marcos Garcia Tomé hat er die Idee von Kompotoi 2013 kurzerhand umgesetzt und für einen kleinen Anlass ein erstes WC-Häuschen gebaut. In den darauffolgenden drei Jahren ist die Anzahl an Miettoiletten stetig gewachsen. Erfahrungen aus den Anlässen sind dabei direkt in neue Prototypen eingeflossen. Denn die Gründer haben die Verbesserung der Konstruktion weiterhin selber in der Hand behalten. Seit 2016 haben sie ein finales Design, das den Benutzern einen hohen Komfort bietet und angepasst ist an die Anforderungen von Festivals sowie den Transport dahin.

Herausforderungen

In einer zweiten Phase erkannten die Gründer, dass die Skalierung für den Erfolg von Kompotoi eine entscheidende Rolle spielt. Die Konkurrenz bietet vor allem sehr niedrige Preise, die sich nur durch Effizienz und grosse Mengen erreichen lassen. Bisher bezahlen die Kunden von Kompotoi einen höheren Preis für das bessere Erlebnis der Benutzer und den ökologischen Mehrwert. Mit der Serienreife  hat sich Kompotoi vor drei Jahren neu orientiert und Investoren an Bord geholt. Der Fokus liegt nun auf der Vermietung und Kundenbetreuung, während zuvor vor allem das Entwickeln und Verbessern der Miettoilette im Fokus stand. 

Diese Umstrukturierung fand bei laufendem und wachsendem Betrieb statt. Für die Gründer war es nicht einfach, in dieser intensiven Zeit den Überblick zu behalten. Einerseits mussten sie neue Prozesse schaffen und neue Rollen definieren. Andererseits kamen neue Mitarbeiter dazu, die schnell in den laufenden Betrieb eingeführt werden mussten. Mittlerweile ist Kompotoi als professioneller Anbieter von Miettoiletten etabliert. Nun können sie auch grössere Veranstaltungen bedienen und bieten längerfristige Mietlösungen an, zum Beispiel für Skigebiete oder Nationalparks.

Das Prinzip der Komposttoilette lässt sich grundsätzlich auch in Mehrfamilienhäusern anwenden, wie ein Beispiel aus Genf zeigt (SRF 2017). Um die Phosphorkreisläufe zu schliessen, wäre das auch wünschenswert. Die in Kanalisation und bestehenden Anlagen verankerten Investitionen sowie die Preisgestaltung über allgemeine Steuern schaffen aber keine Anreize für Veränderung. Kompotoi hat sich auf die Nische ‘Miettoiletten für Veranstaltungen’ fokussiert, weil dort meist die Anschlüsse an die Kanalisation fehlen. Sie sind aber aktiv an der weiteren Erforschung des Prinzips beteiligt und stellen ihre Erfahrung regelmäßig Pionierprojekten zur Verfügung.

Nächste Schritte

Das Ziel von Kompotoi ist es, auch preislich mit herkömmlichen Anbietern konkurrieren zu können und das Prinzip der Komposttoilette möglichst weit zu verbreiten. Um die dafür nötige Grösse und Effizienz zu erreichen, werden sie die Zahl der Servicestandorte von aktuell einem auf zukünftig vier erhöhen. An den neuen Standorten werden Partnerunternehmen Wartung und Transport übernehmen, während Kompotoi weiterhin die Koordination übernimmt. Auch eine Expansion ins nahe Ausland ist angedacht. In Zukunft werden wir demnach immer mehr der holzigen Häuschen sehen.

Kontakt

Jojo Linder, Gründer
jojo@kompotoi.ch

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