Madaster Materialpass als Instrument für eine zirkuläre Bau- und Immobilienwirtschaft

Ende 2018 wurde von Unternehmen der Bau- und Immobilienwirtschaft und mit Unterstützung durch das BAFU Madaster, das Material Kataster, in der Schweiz lanciert. Seitdem wird die Cloud-Lösung als Instrument genutzt, die Transformation der Branche in Richtung Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. Der Materialpass erleichtert die Lebensdauerverlängerung von Gebäuden und die Wiederverwendung von Materialien, fördert intelligentes Design und hilft, Ressourcen einzusparen. Wir sprachen mit Patrick Eberhard, Präsident des Vereins Madaster Schweiz über das Potential der Materialpässe.

Herr Eberhard, als Pionier für Urban Mining in der Schweiz setzen Sie sich als Präsident von Madaster Schweiz für Kreislaufwirtschaft im Bau ein. Was treibt Sie da an?

Die Kreislaufwirtschaft ist insbesondere im Bau von grosser Relevanz. Unser Wohlstand erzeugt einen enormen Ressourcenhunger. Gleichzeitig ist der Bau für den grössten Abfallstrom der Schweiz, aber auch weltweit verantwortlich. Entsprechend gross ist der Hebel. Genau das treibt die Eberhard Unternehmungen und mich an, industriell skalierbare Lösungen zu entwickeln. Madaster hilft dabei, die Lebensdauerverlängerung und Wiederverwendung von Materialien zu erleichtern und intelligentes Design zu fördern, also konkret Ressourcen einzusparen.

«Mit dem Materialpass schreiben wir heute nieder, was wir verbauen. So erübrigen sich aufwendige «geologische» Abklärungen in unseren Städten in 80 Jahren und das volle Potential der Kreislaufwirtschaft kann ausgeschöpft werden.»

Patrick Eberhard, Präsident des Vereins Madaster Schweiz

Wie passen Materialpässe in eine Welt, in der Gebäude für einen Zeitraum von über 80 Jahren gebaut werden?

Davon ausgehend, dass wir je länger je mehr nach dem Urban Mining Ansatz leben, bei dem wir unsere Rohstoffe aus der Stadt gewinnen, passt das sehr gut. Bei einem Steinbruch beispielsweise werden grosse Aufwendungen betrieben, um die genaue Geologie zu analysieren. Mit dem Materialpass schreiben wir heute nieder, was wir verbauen. So erübrigen sich aufwendige «geologische» Abklärungen in unseren Städten in 80 Jahren und das volle Potential der Kreislaufwirtschaft kann ausgeschöpft werden.

Zudem zwingt der Materialpass den Bauherrn, sich mit der Materialisierung des Gebäudes auseinanderzusetzen. Noch heute bauen wir tagtäglich Gebäude ohne Rücksicht auf die Kreislauffähigkeit der verbauten Materialien. Dies führt dazu, dass wir auch in 80 Jahren noch Deponien benötigen, da dies das einzig mögliche End-of-life Szenario ist. Dank dem Materialpass kann uns hier ein dringend nötiger Fortschritt gelingen.

Was hat sich der Madaster Verein für die nächsten Jahre vorgenommen?

Bei der Madaster Plattform ist bereits ein Standard zur Messung der Kreislauffähigkeit von Gebäuden basierend auf deren Materialisierung, hinterlegt. Über den Verein wollen wir den Prozess anstossen, um einen Schweizer Standard zu etablieren. Wir sind überzeugt, dass die Messbarkeit die Grundlage für eine effiziente Umsetzung der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen ist. Denn nur wo eine Messbarkeit vorhanden ist, ist auch eine Zielsetzung möglich.

Der Madaster Verein hat sich an der Vernehmlassung zur parlamentarischen Initiative «Schweizer Kreislaufwirtschaft stärken» beteiligt. Was wünschen Sie sich von der Politik?

Die Initiative begrüssen wir sehr. Insbesondere die Messbarkeit der Kreislauffähigkeit von Gebäuden ausgehend von deren Materialisierung und die Vorgabe eines Materialpass sehen wir als zukunftsweisend. Diese wichtige Gesetzesanpassung, aber auch bestehende Gesetze wie die Bauprodukteverordnung, gilt es nun, konsequent auf allen Ebenen umzusetzen. Zudem sind insbesondere die öffentlichen Bauherren als Vorbild gefordert, voranzuschreiten.

Lesen Sie den vollständigen Beitrag im Blog unseres Netzwerkpartners Madaster und laden Sie hier das Whitepaper «Madaster Materialpass» herunter. 

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