Kreislaufwirtschaft konkret umsetzen

Das Interesse am Thema Kreislaufwirtschaft ist in den vergangenen Jahren in der Schweiz deutlich gestiegen. Ist Kreislaufwirtschaft etwa der nächste Hype, nachdem die Nachhaltigkeit ausgedient hat? Oder hat zirkuläres Wirtschaften tatsächlich das Potenzial, die brisanten Themen unserer Zeit – Klimakrise, Bevölkerungswachstum, Umweltverschmutzung – zu lösen?

Produktion, Konsum und die damit einhergehende Abfallgenerierung beeinträchtigen das Klima erheblich. Zirkuläres Wirtschaften ermöglicht ein Modell mit einem geringeren Anspruch auf Ressourcen. Es sind vor allem drei zirkuläre Strategien, die Kreisläufe schliessen und den Weg in die Kreislaufwirtschaft ebnen: das Eliminieren von Abfall im Designprozess, die Wiederverwertung von Materialien mittels neuer Geschäftsmodelle und die Regenerierung von natürlichen Systemen. 
Wie kann es gelingen, dass diese drei Strategien eine möglichst breite Anwendung finden, obwohl sich deren Auswirkung erst nach der Umsetzung zeigt? Wie manövriert sich die Kreislaufwirtschaft aus der Nische, mit wenigen engagierten Vorreitern, in den «Massenmarkt»? Wie erzielt sie eine Marktdurchdringung von rund 15 Prozent? Nach der wirtschaftswissenschaftlichen Diffusionstheorie liegt hier der Tipping Point, an dem sich Innovationen Breitenwirksamkeit entwickeln. Diesen Punkt gilt es zu erreichen. Der Circular Hub möchte mit seiner Wissens- und Netzwerkplattform dazu beitragen.

Akteure vernetzen

Der Circular Hub wurde gegründet, um die UnternehmerInnen der Schweiz zu bestärken, zirkuläre Geschäftsmodelle zu entwickeln und umzusetzen. Dafür braucht es eine Vernetzung der Akteure entlang von Wertschöpfungsketten, die in regionalen Clustern kooperieren. Die Stakeholder in diesem «Swiss Circular Valley» verfolgen das gemeinsame Ziel, Ressourcen so lange wie möglich und mit höchstmöglichem Wert im Wirtschaftssystem zu behalten. Die Realisierung von Kreislaufwirtschaft ist der logische nächste Schritt für die Schweizer Wirtschaft, um die heutige Spitzenposition auch in Zukunft aufrechterhalten zu können. Der Austausch mit UnternehmerInnen aus der Schweizer Wirtschaft zeigt, dass der erste Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft für viele eine grosse Hürde darstellt. Das liegt unter anderem an der fehlenden Kenntnis über das wirtschaftliche Potenzial der Kreislaufwirtschaft. Noch entscheidender ist es, neue Wege zu gehen. Einstein hat es bereits passend formuliert: Probleme können wir nicht mit derselben Denkweise lösen, durch die wir sie geschaffen haben. 

Wie können wir das angehen?

Der Ansatz des Circular Hub basiert auf drei Stufen: Sensibilisieren – Befähigen – Umsetzen. Mit Use Cases aus dem In- und Ausland präsentiert die Plattform Vorreiter und sensibilisiert für das Thema Kreislaufwirtschaft. Es zeigt Beispiele und Erfahrungen von UnternehmerInnen, die es gewagt haben, den ersten Schritt in Richtung Zirkularität zu machen, so wie beispielsweise Marloes Fischer, Gründerin des Circular Hub und der Schweizer Online-Bibliothek für verbaute Materialien Madaster.  Madaster ist eine Plattform, die Baumaterialien eine Identität gibt. Statt auf der Deponie zu enden, werden aus verbauten Materialien neue Rohstoffe. Um innovative, zirkuläre Geschäftsmodelle wie Madaster zu realisieren, braucht es anwendungsorientiertes Wissen und Kollaboration. Dafür bietet der Circular Hub eine Plattform in seiner Akademie. Im Circular Hub Netzwerk werden UnternehmerInnen befähigt und ermutigt, das zirkuläre Denken und Handeln zu erlernen sowie Methoden zur Umsetzung zirkulärer Geschäftsmodelle anzuwenden. 

Den Kreis schliessen 

Massgabe für die Umsetzung ist es, Vorzudenken. Nur wenn wirtschaftlich, ökologisch und gesellschaftlich gleichermassen eine positive Wirkung erzielt werden kann, ist ein System zirkulär. Dafür sind Änderungen auf vielen Ebenen notwendig: Bei der Gestaltung von Produkten, im Aufbau der Infrastruktur von «Rest Stream»-Kollektionen, in der Struktur von Kauf- und Ausschreibungsprozessen, Accounting-Prozessen, vor allem aber in unserem Verhalten. 

Der Circular Hub unterstützt UnternehmerInnen bei der Umsetzung ihrer zirkulären Geschäftsideen. Die Erfolge und Herausforderungen sind es, die weitere UnternehmerInnen inspirieren, mutig neue Wege zu beschreiten.

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