Fenster und andere Bauteile, die in einer Liegenschaft ausgetauscht werden, könnten in vielen Fällen an einem anderen Ort wiederverwendet werden. Doch das wird bisher kaum praktiziert. Die Online-Plattform Salza vernetzt Bauherren, Architekten und Designer, um diesen Zustand zu ändern und Bauteile vor der Entsorgung zu verschonen. Ein Gastbeitrag von Olivier de Perrot von Salza.
In der Schweiz werden jährlich zwischen 3000 und 4000 Gebäude abgerissen. Das sind mehr als zehn Gebäude pro Tag. Während an einem Ort neue Fenster, Metallbalken oder Parkettböden eingebaut werden, landen diese an einem anderen Ort auf der Deponie. Bei vielen Abrissen ist nicht bekannt, welche Elemente vorhanden sind und ob diese zur Weiterverwendung tauglich wären. Die Frage ist: Wie kann man intakte Bauteile vor der Entsorgung schützen? Salza bietet Bauherren eine Plattform, auf der sie ihre Liegenschaft vor dem Rückbau dokumentieren, um anderen Zugriff auf die vorhandenen Bauteile zu gewähren.
Schaufenster zeigt Bauelemente
Schätzungen zufolge könnten etwa fünf Millionen Bauelemente aus Gebäuden wiederverwendet werden. Es wird jedoch nur ein kleiner Teil davon auf dem Second-Hand-Markt angeboten. Die physische Lagerung von Bauelementen ist teuer und es besteht immer das Risiko, diese nicht zu verkaufen. Das vorhandene Angebot beschränkt sich deshalb auf die gefragtesten Produkte. Das sind insbesondere historische Bauelemente, Sanitäranlagen oder Küchen. Ziegel, Doppelböden oder Stahlträger sind hingegen kaum zu finden. Salza möchte das ändern. Die Plattform ist ein grosses Schaufenster, das alles zeigt, was in den nächsten sechs bis zwölf Wochen Abfall wird. Zu dem Zeitpunkt sind die Bauelemente noch Teil des Gebäudes. Wenn sich jemand für ein Element interessiert, stellt Salza den Kontakt zum Anbieter her.
Erst wenn sich die beiden Parteien auf die Demontage, die Rückgewinnung und die Kosten des Objekts geeinigt haben, wird das Element zerlegt. Dies reduziert die Kosten auf ein Minimum und erhöht gleichzeitig die Menge und die Vielfalt des Angebots.
Angebot zur Wiederverwendung neu strukturieren
Die Betreiberin der Plattform Salza Sàrl wird vom Verein Salza unterstützt, der die Wiederverwendung von Bauelementen in der Schweiz fördert. Die im Frühjahr 2016 lancierte Plattform wurde als «Minimal Viable Product» konzipiert. Mittlerweile erreicht Salza jährlich mehr als 3000 Personen. Salza möchte die Wiederverwendung von Gütern erweitern, indem sie sich auf verschiedene Akteure stützt: Abbrucharbeiter, Vermittler, Architekten oder Designer.
Der Verein führte mit Unterstützung des Bundesamts für Umwelt (BAFU) eine Studie durch, um den Ist-Zustand hinsichtlich Wiederverwendung von Bauteilen in der Schweiz zu erfassen. Die Studie lieferte ein besseres Verständnis für die Herausforderungen und die beteiligten Akteure. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialisten möchte Salza die Landschaft der Wiederverwendung neu strukturieren.
Nächste Schritte
Das Baugewerbe in der Schweiz erzeugt mehr als 6 Millionen Tonnen Abbruchmaterial pro Jahr und ist damit mit Abstand der grösste Abfallerzeuger und Nutzer von Rohstoffen und grauer Energie. Die Wiederverwendung ist hierzulande noch nicht sehr weit entwickelt. Ein Ziel von Salza ist es, Bauherren zu einem Informationsaustausch zu ermutigen. Sie sollen mindestens fünf Wochen vor einem Abriss bekannt geben, welche Bauteile entsorgt werden.
Salza verfolgt auch die Entwicklungen in den Nachbarländern, die in einigen Bereichen der Wiederverwendung fortschrittlicher sind als die Schweiz. In Frankreich etwa wird eine Strategie zur Wiederverwendung in grosse städtische Umstrukturierungsprojekte integriert. In Belgien gibt es unter anderem den Verein Rotor, der für die Demontage von Gebäuden und die Wiederverwendung ihrer Bauteile bekannt ist.
Basierend auf den Ergebnissen der Studie möchte Salza darüber hinaus zusammen mit den Akteuren Strukturen schaffen, um das Wiederverwenden von Bauteilen zu erleichtern.
Kontakt
Salza GmbH/Verein
Olivier de Perrot
olivier.deperrot@salza.ch
Titelbild
Andramatin Architects
Bild
Arturo Franco