Möchten wir unser Konsumverhalten wirklich zirkulär ausrichten, müssen wir beim Produkt anfangen: Welche Materialien werden verwendet? Wie sieht der Entwicklungs- und Herstellungsprozess aus? Hier kommt die Beschaffung ins Spiel, denn hier werden Entscheidungen darüber getroffen, welche Produkte zu welchem Preis und in welcher Qualitätsklasse eingekauft werden. Ein grosser Unterschied kann in Ausschreibungen der öffentlichen Hand erzielt werden, denn hier geben die Schweizer Bundes-, Kantons- und Gemeinderegierungen pro Jahr 40 Mrd. CHF aus (BAFU 2016).
Die Frage ist, wie sich Zirkularität herstellen und die Qualität verbessern lässt – für das Produkt, den Kunden und die Zukunft – und gleichzeitig ein aktuelles und wettbewerbsfähiges Preisniveau aufrechterhalten werden kann. Gemeinsam mit Oebu und Swiss Cleantec nahmen wir an einer interessanten Veranstaltung teil. Referenten aus den Niederlanden gaben interessante Einblicke, wie sich Zirkularität in die Beschaffung eingliedern lässt. Godard Croon von Copper8 und Marc Unger von AT Osbourne sprachen über ihre Erfahrung und wie sie regierungs- und staatsnahe Organisationen bei Realisierung zirkulärer Beschaffung unterstützen. Diese Einblicke haben wir zu sieben Erkenntnissen zusammengefasst:
Obwohl es sich bei den aufgezählten Kernpunkten um konkrete und bewährte Schritte handelt, gibt es hierfür keine Lösung, die immer und für alle passend wäre. Gemeinsame Lernprozesse und kollaborative Innovationsbemühungen bereiten den Weg hin zu einer erfolgreichen Zirkularität – genau das unterscheidet sich von den meisten, heutigen Vorgehensweisen. Daher wird Circular Economy noch oft als schwierig und risikoreich eingestuft.
Um die Entscheidung über die Implementierung einer Kreislaufwirtschaft bis auf Weiteres zu vertagen, werden häufig vermeintliche Herausforderungen genannt. Erstens wird angenommen, dass eine zirkuläre Beschaffung teurer ist. Jedoch bieten neue Modelle wie der Vested Way ein Rahmenwerk, um innovativ und auf dem aktuellen Marktpreisniveau zu beschaffen. Dieses Rahmenwerk basiert auf einer Auftragsvergabe auf Nullbasis, bei der die Preisgrenze auf dem Niveau aktueller Marktpreise liegt. Dieses Beschaffungsmodell gibt beiden Parteien Anreize, Kosten bzw. Ergebnisse zu verbessern. Zweitens hören wir oft, dass Behörden und bundesnahe Betriebe nicht zirkulär beschaffen können, weil das mit heutigen Handelsvereinbarungen und -gesetzen nicht vereinbar sei. Das Vested-Way-Modell erfüllt aber bereits die Vereinbarungen der WTO und die Schweizer Gesetze. Die dritte Herausforderung besteht darin, dass ein innovativer Beschaffer einen ambitionierten, langfristigen Anspruch hat, aber die Milestones in der Ausschreibung nicht definiert, weil er diese mit den Lieferanten gemeinsam definieren und agil realisieren möchte. Dieser Weg der innovativen Beschaffung wird allerdings bis jetzt nicht oft realisiert aus Angst vor Gerichtsverfahren mit Lieferanten, die den Zuschlag nicht bekommen haben. Beide Redner aus den Niederlanden waren hier sehr klar mit ihrer provokanten Aussage, dass bei Ausbleiben von Gerichtsverfahren der Anspruch nicht ambitioniert genug war.
Fortschritt geht immer mit einem gewissen Risiko einher. Gewohnheiten zu ändern, ist eine grosse Herausforderung. Doch jede Veränderung geht im Grunde aus einer Herausforderung hervor. Erfolgreiche Veränderungen lassen sich nur mit Hilfe einer klaren Strategie, einem nachvollziehbaren Anspruch und engagierten Interessensvertretern realisieren.
Wo fangen Sie also am besten an, wenn Sie Ihr Unternehmen auf die Zukunft vorbereiten möchten? Setzen Sie sich in Sachen Zirkularität ein Ziel. Definieren Sie, was Zirkularität für Ihr Unternehmen bedeutet und arbeiten Sie mit internen und externen Interessensvertretern zusammen. Sie benötigen Unterstützung, um die ersten Schritte zu tun, oder möchten eine Zirkularitätsstrategie implementieren? Dann kontaktieren Sie den Circular Hub.