Um ein zirkuläres Geschäftsmodell zu finanzieren, muss eine Bank dessen Potenzial erkennen. Die Rabobank ist eine Vorreiterin bezüglich Kreislaufwirtschaft und machte sich bereits vor einigen Jahren auf den Weg, ein nachhaltiges Portfolio aufzubauen.
Im Jahr 2014, zu einer Zeit, als das Thema Circular Economy noch ziemlich unbekannt war, startete die niederländische Genossenschaftsbank Rabobank eine Circular Economy Challenge. «Mit dem Programm wollen wir Kunden für das Thema Kreislaufwirtschaft sensibilisieren und Unternehmen zusammenbringen, um neue Ideen und Lösungen zu finden», sagt Björn Aarts, Sustainable Business Developer bei der Rabobank. Die Circular Economy Challenge hilft Unternehmen dabei, sich neue Denkweisen anzueignen, Kooperationen einzugehen und sich zu «Circular Entrepreneurs» zu entwickeln. Mittlerweile haben rund 400 Unternehmen dieses Programm durchgeführt. Da die Kreislaufwirtschaft in den Niederlanden inzwischen gut bekannt ist, glaubt Aarts, dass es mittlerweile weniger um die Sensibilisierung gehe, als vielmehr darum, tätig zu werden. Deshalb ging die Bank einen Schritt weiter und richtete vor rund drei Jahren einen sogenannten Circular Economy Desk ein.
Finanzierung zirkulärer Geschäftsmodelle
Der Desk besteht aus einem Team von Spezialistinnen und Spezialisten, die bei strategischen Fragen rund um zirkuläre Geschäftsmodelle helfen. Sie liefern Input zur Finanzierung und stellen Verbindungen zu relevanten Partnern her. «Auf diese Weise helfen wir Kundinnen und Kunden zirkuläre Lösungen zu finden und ihre Projekte umzusetzen.» Ob ein Unternehmen eine Finanzierung erhält, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wie zukunftsfähig ist das Geschäftsmodell? Trägt es zur Kreislaufwirtschaft bei? Verfügt es ökonomisch, ökologisch und auch gesellschaftlich über eine positive Wirkung? Um den ökologischen und gesellschaftlichen Nutzen in Erfahrung zu bringen, entwickelte die Bank eine Sustainability Matrix. Die Matrix ist ein Benchmark-Tool, das die Umweltleistungen eines Kunden anhand ökologischer und sozialer Kriterien ermittelt.
«Dieser Wandel bietet für Banken eine Chance, ein zukunftsfähiges Portfolio aufzubauen.»
Björn Aarts, Sustainable Business Developer bei der Rabobank
Chancen und Risiken abschätzen
Doch gemäss dem Kreislaufwirtschaftsspezialisten braucht jede zirkuläre Lösung auch ein gutes Ertragsmodell. «Wir als Bank müssen Chancen und Risiken einschätzen, ob ein Unternehmen die Finanzierung zurückzahlen kann», sagt Aarts. Zirkuläre Geschäftsmodelle seien etwas schwieriger zu beurteilen, als solche der Linearwirtschaft. Diese würden oft von traditionellen Unternehmen kommen, die über eine lange und bekannte Vergangenheit verfügen. Gemäss Aarts ist dies bei der Kreislaufwirtschaft anders. Firmen und Startups entwickeln innovative, oft unerprobte Geschäftsmodelle, wofür die Bank ein Potenzial für die Zukunft einschätzen muss. «Das erfordert von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein breites und fundiertes Wissen über Zirkularität.» Der Niederländer ist überzeugt, dass Unternehmen, die linear wirtschaften, in Zukunft ein grösseres Risiko darstellen. Regulationen der EU und Regierungen sowie die Nachfrage der Konsumentinnen und Konsumenten nach nachhaltigen Produkten fordern immer häufiger zirkuläre Ideen. «Dieser Wandel bietet eine Chance für Unternehmen, einen Schritt in Richtung Zirkularität zu gehen und für Banken ein zukunftsfähiges Portfolio aufzubauen.»
Kontakt
Björn Aarts, Sustainable Business Developer, Rabobank
bjorn.aarts@rabobank.nl
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Ibrahim Rifath, Unsplash