Am 2. Juli 2021 feiert Madaster in der Schweiz seinen ersten Geburtstag. Wir gratulieren unserem Netzwerkpartner. Die Schweiz-Geschäftsführerin Marloes Fischer resümiert die letzten 12 Monate und gibt einen Ausblick auf neue Plattform-Funktionalitäten.
Die Schweizer Bundesregierung unterstützt die Entwicklung von Grundlagen für ein Materialkataster, um Kreislaufwirtschaft zu fördern. Was bedeutet das für Madaster?
Marloes Fischer: Das ist zunächst ein Bekenntnis des Bundes, bereits bei der Bauplanung über Ressourcenschonung nachzudenken. Wenn der Abfall im Bau bereits angefallen ist, ist es zu spät über Wiederverwendung nachzudenken. Die Antwort des Bundesrates auf Adele Thorens Interpellation werte ich als grossen Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft in der Schweiz, deren Einführung wir mit Madaster als konkretem Umsetzungstool beschleunigen können. Mit dem BAFU (Bundesamt für Umwelt) als Unterstützer der ersten Stunde haben wir von Anfang an ein Bundesamt an unserer Seite. Auch das Gesetz über das öffentliche Beschaffungswesen (BÖB) hilft, dass in Ausschreibungen nicht nur der Preis, sondern auch die Nachhaltigkeit und Qualität entscheidet. Jetzt geht es darum diese Bewegungen als Rückenwind zu nutzen und in die Umsetzung zu kommen.
Madaster hat einen gesellschaftlichen Auftrag. Wo steht ihr heute in der Schweiz?
Marloes Fischer: Ziel von Madaster ist es, die Verschwendung von Materialien zu reduzieren oder sogar zu eliminieren. Wer nachhaltig und zirkulär baut, setzt auf die zukünftigen Potentiale der Materialien und deren finanziellen Wert. Wird dieses Potential ausgeschöpft, kann Material in einem zweiten (oder dritten) Zyklus genutzt werden. Dafür muss aber klar sein, dass und wie und in welchem Umfang so etwas möglich ist. Dies geht nur, je mehr Daten registriert sind und ausgewertet werden können. Und das ist genau was wir mit unseren Partnern tun. Seitdem wir vor genau einem Jahr mit Madaster in der Schweiz online gegangen sind, hat sich viel getan. Immobilieneigentümer haben über eine viertel Million Quadratmeter Immobilien registriert und sie arbeiten mit ihren Dienstleistern über die Plattform zusammen in der Planungs- und Bauphase sowie bei der Lösungssuche und Projektumsetzung. Das Ecosystem entlang der Wertschöpfungskette erweitert sich stetig und neue Partner kommen an Bord. Neu dabei sind die BRICKS, der GU Allco, Pom+ und Wincasa. Beispiele für dadurch entstandene Projekte sind die Zusammenarbeiten zwischen SBB und BIM Facility und zwischen Swiss Prime Site und Zirkulit von Eberhard Unternehmungen. Organisatorisch haben wir neben dem Verein, mit dem wir gestartet sind, nun eine AG gegründet, um das Angebot in der Schweiz finanziell stabil, gesellschaftlich relevant und professionell vermarkten zu können.
Wie sehen Eure nächsten Schritte aus? Was ist die grösste Hürde, die ihr auf dem Weg nehmen müsst?
Marloes Fischer: Zunächst gehen wir in Deutschland, Belgien und Norwegen mit der Plattform live. Und auf der Produktseite arbeiten wir aktuell an einem Gebietsregister als erstem Schritt zu Daten-Insights auf regionaler Ebene, also Infrastuktur und Immobilien auf Gemeinde-, und kantonaler Ebene. Ebenso soll dieses Jahr eine erster Kennwert mit der CO2-Auswirkung von Materialien auf Objektebene eingeführt werden. Unsere Pipeline für weitere Neuigkeiten ist gefüllt. Unter anderem pilotieren wir ein EU-weit akzeptiertes ISO-Datenaustauschformat für Umweltinformationen auf Produktebene, sowie in Zusammenarbeit mit dem Madaster Partner GS1 ein weltweit eindeutiges Nummerierungssystem (Track and Trace) für Gebäude in Verbindung mit dem Madaster Materialpass. Dazu brauchen wir die Initiative von Unternehmen in der Bau- und Immobilienbranche sich Madaster anzuschliessen, um mehr Dynamik und Bewegung auf die Plattform bringen. Kreislaufwirtschaft ist nur in der Kooperation aller Player entlang der Wertschöpfungskette zu realisieren.
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