Pilze im Bauwesen: Eine grauweisse Revolution für zirkuläres Bauen
Traditionell verwendete Baustoffe wie Beton sind CO2-intensiv und haben einen grossen Umweltimpact. Alternative Baumaterialien werden dringend benötigt. Eine spannende Alternative bieten Pilze. Diese erweisen sich als erstaunlich vielseitig und können organische Abfälle in robuste Baumaterialien umwandeln. Die Pilzmyzelien sind nicht nur CO2-neutral, schnell herzustellen, widerstandsfähig und trotzdem leicht, sondern auch vollständig kompostierbar.
Je nach dem was den Pilzen zugemischt wird und in welchem Stadium der Wachstumsprozess durch thermische Behandlung gestoppt wird, können verschiedene Beschaffenheiten erreicht werden. Unterschiedliche Eigenschaften wie Dämmwerte, Luftdurchlässigkeit, Festigkeit und Elastizität können so beeinflusst werden und auf die gewollte Anwendung angepasst werden. Ausserdem können die feinen Fäden des Pilzmyzels in kleinste Poren vordringen und so auch mineralische Materialien wie Mörtel verbinden.
Noch befindet sich Vieles im Versuchsstadium. In einigen Projekten wie beispielsweise dem «New Wood» am Karlsruher Institut für Technologie oder dem «Myco-Tree» auf der Biennale of Architecture and Urbanism in Seoul in Zusammenarbeit mit der Block Research Group der ETH wird aber die Anwendbarkeit bereits unter Beweis gestellt. Auch andere Hochschulen forschen aktuell an der Anwendung von Pilzen zum Beispiel auch in Verbindung mit Lehm, Stroh oder Schilf. Es wird versucht die Haltbarkeit, Festigkeit und Witterungsbeständigkeit von Pilzmaterialien zu verbessern, sowie herkömmliche chemische Lösungen in Schutzanstrichen und Bindemitteln durch Pilze zu ersetzen. Falls sich Baumaterialien aus Pilzen profilieren können, könnten sie einen Beitrag zur Erreichung der Recyclingziele des Green Deals der EU leisten, indem bis 2030 die Hälfte der Baustoffe wiederverwendbar sein muss.
In gewissen Anwendungsbereichen ist Myzel auch schon verbreiterter, wie zum Beispiel als Dämmplatten, Kleber für mineralisches Material oder Bodenplatten wie die im Stapferhaus in Lenzburg. In der Schweiz ist dafür das Unternehmen "MychoSuisse" ein Pionier, das seit über zehn Jahren die Potenziale von Pilzen erforscht. Hier werden Zellulosefasern mit Myzel kombiniert, um petrochemische Produkte durch nachhaltige Pilzalternativen zu ersetzen.
Pilze als Baumaterial versprechen viele spannende Anwendungsmöglichkeiten und haben grosses Potential zu mehr Zirkularität und umweltfreundlicherem Bauen beizutragen und Antworten aus der Forschung werden benötigt, um sie in Zukunft breit einzusetzen.
Quellen:
- Bauen mit Pilzen: Herstellung, Materialien und Einsatzbereiche
- MycoTree – Seoul Biennale for Architecture and Urbanism 2017
- BG Bau – Pilze als vielversprechender Baustoff der Zukunft
- Factsheet Gebäudeforum Pilzmyzel als neuer Bio-Baustoff
- Mycosuisse: Kompetenzzentrum für angewandte Mykologie
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