Ihr selbst hergestelltes Waschmittel aus biologischen Zutaten war Anne-Julie Beroud aus Genf schon immer lieber als marktübliche Produkte. Auf der Suche nach der richtigen Balance zwischen Effizienz, Hautpflege und dem Respekt gegenüber der Umwelt fing sie an, mit Chemikern in Genf und Freiburg zusammen zu arbeiten. Wenige Monate später war das Farbwaschmittel «La Corde à Linge» geboren. 2018 wurde in Genf der erste Produktionsstandort eröffnet.
Ein typischer Schweizer Haushalt mit zwei oder drei Personen verbraucht pro Kopf täglich 160 Liter Wasser. Fast 20 Prozent dieses Wasserverbrauchs entfällt auf die Waschmaschine. Wasserbelastungen durch Tenside, Phosphate und Mikroplastik oder Hautreizungen und Allergien durch synthetische Konservierungs- oder Duftstoffe in Waschmitteln sind kontroverse Themen, die die Branche beschäftigen. Hier setzt Anne-Julie Beroud an. «La Corde à Linge» ist das erste in der Schweiz hergestellte Waschmittel, das zu 100 Prozent aus Pflanzen und Mineralien besteht. Es ist damit vollständig biologisch abbaubar. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz wagt sich Beroud in einen Markt, der von Weltkonzernen wie Procter & Gamble, Unilever und Henkel besetzt ist.
Ganzheitlicher Ansatz entlang der Wertschöpfungskette
Lokalität ist Beroud in diesem Projekt ein wichtiges Anliegen. Mehr als 90 Prozent der Dienstleistungen und Waren für die Herstellung des Waschmittels stammen aus Genf und der Schweiz. Alle anderen Bestandteile kommen aus den an die Schweiz grenzenden Ländern. Das verringert Transportkosten und CO2-Emmissionen.
Die Seifenbestandteile des Waschmittels werden auf Basis von biologischem Sonnenblumenöl in der Savonnerie de la Cité in Genf hergestellt. Die Produktionsmaschine wurde vom Vater von Beroud entworfen und besteht aus recycelten Abfällen. Das Mischsystem stammt aus einer alten Milchzentrifuge. Die Produktion erfolgt in den geschützten Werkstätten «PRO Entreprise Sociale». Die Verpackung des Waschmittels wird von einem Basler Produzenten hergestellt. Für die Lieferung an die Haushalte im Raum Genf arbeitet «La Corde à Linge» mit dem Velo-Transporter «Caddie Service» zusammen, der arbeitslose Menschen unterstützt. Ab September soll das Waschmittel online bestellt werden können.
Preislich ist das Waschmittel mit herkömmlichen Produkten vergleichbar. Die Kunden kaufen La Corde à Linge allerdings in erster Linie, weil sie auf eine lokale Produktion und eine vollständige Abbaufähigkeit Wert legen. Zentrale Erfolgsfaktoren sieht Beroud deshalb auch in einer authentischen Kommunikation und der Sensibilisierung von potenziellen Kunden. Um sich erfolgreich im Markt zu etablieren, betreibt sie daher eine konsequente Markenführung: Von der Produktgestaltung über die Kommunikation bis hin zum Look-and-Feel des Velo-Transporters, der gleichzeitig auch als Marktstand dient, inszeniert sie das wohlige Gefühl von sauberer, an der Luft und von der Sonne getrockneter Wäsche.
«Mir geht es in erster Linie um den Impact: Durch wirksamere und gleichzeitig vollständig biologisch abbaubare Waschmittel die Wasserqualität verbessern. Erst während der Entwicklung wurde mir klar, dass ich mit meinem ganzheitlichen Ansatz Zirkularität erreichen kann.»
Anne-Julie Beroud, Gründerin La Corde à Linge
Eine grosse Herausforderung war es auch, Lieferanten zu finden, die den hohen Qualitätsanspruch von la Corde à Linge erfüllen. Als Start-up sah sich Beroud grossen Firmen gegenüber, die sie von der langfristigen und umfassenden Wirkung ihres Ansatzes überzeugen musste.
Gütesiegel können Innovationen hemmen
Im September bringt Beroud mit einem Feinwaschmittel ein zweites Produkt auf den Markt. Auch wenn Gütesiegel, wie zum Beispiel ecocert, helfen würden, das Vertrauen der Kunden zu gewinnen, verzichtet Beroud darauf. Sie glaubt nicht daran, dass Gütezeichen langfristig wirksam sind, um Umweltinnovationen und die Verbreitung umweltfreundlicher Produkte im Markt voranzutreiben.
La Corde à Linge will wachsen, nicht um mehr Geld zu verdienen, sondern um einen grösseren Einfluss auf die Natur zu haben. Dafür wird vorerst die Produktionsmaschine optimiert, um die zehnfache Menge herstellen zu können. Der nächste Schritt ist, das Modell von Genf in weiteren Kantonen zu reproduzieren. Doch dafür müssen Finanzinvestoren gefunden werden. Laut Beroud ist das jedoch eine grosse Herausforderung. Denn viele Investoren handeln oft noch «linear» und denken nicht in langfristigen Kreisläufen und Perspektiven.
Kontakt
Anne-Julie Beroud
Eco libre S.a.r.l
L'Ancienne-Route, 75 - 1218 Grand-Saconnex
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