CBI Innovation Booster geht in die zweite Runde

Der CBI Innovation Booster ist Teil des Innovation Booster Programms von Innosuisse und prämiert jährlich 12 Projekte, die einen wichtigen Beitrag zum Übergang zu einer kreislauforientierten Bauindustrie leisten. Der CBI Booster veranstaltet während seiner Laufzeit von 2022-2025 jährlich mehrere Veranstaltungen, an denen die Baubranche zusammenkommt und sich zu Challenges austauscht, sowie mehrere Ideenausschreibungen zu identifizierten Challenges pro Jahr. Durch eine Fachjury werden jährlich bis zu 12 Projekte von Projektteams prämiert. Sie erhalten 20’000 CHF Funding und Zugang zu Workshops und weiterer Unterstützung für die Ideenentwicklung. Neben einem positivem Umweltimpact ist für eine Prämierung wichtig, dass die Projekte mittelfristig selbsttragend sein können.

Am 22. September 2022 wurden die folgenden acht Projekte aus 12 Pitches und über 40 Projekteinreichungen von einer Jury an einer öffentlichen Online-Veranstaltung ausgewählt. 
 

  • IsoCott
    Wärmeisolierungen bestehen in der Baubranche hauptsächlich aus Altpapier basierten Einblasdämmstoffen. IsoCott bietet eine alternative Lösung für die Gebäudedämmung mit ihrem auf Alttextil basierenden Einblasdämmstoff. Damit gehen sie auf die zunehmende Abnahme von Altpapier als Ressource ein und adressieren den Anteil des Textilabfalls von fast 90 Prozent, der bisher nur verbrannt oder deponiert wurde. Die Verwendung von ansonsten verschwendeter Baumwolle für die Isolierung verbraucht kein Wasser, verringert den Bedarf an Primärrohstoffen. Da die Produktion komplett in der Schweiz stattfindet, werden Lieferwege und CO2-Emissionen reduziert. Mit dem CBI Booster kann IsoCott die Skalierung des Produktionsprozesses und um ein Lifecycle Assesement angehen. Link CBI Booster Webseite
  • Impact Printing
    Die Verwendung von Aushubmaterial als Baumaterial ist eine kreislauffähige und kohlenstoffneutrale Lösung, die in Europa zunehmend an Interesse gewinnt. Jedoch gibt es aktuell noch viele Herausforderungen, die im Weg stehen, um den arbeits- und kostenintensiven Stampflehm in der Baubranche skalierbar zu machen. Um dem entgegenzuwirken, entwickelt Impact Printing ein effizientes robotergestütztes Vor-Ort-Bauverfahren, das ein massgeschneidertes Material, bestehend aus lokalem Aushubmaterial mit geringem Anteil an mineralischen Beimengungen, verwendet. Die Entwicklung einer digitalen Entwurfs- und Konstruktionsstrategie für die Realisierung dieser Bauweise soll zu einem hohen Automatisierungsgrad führen und den C02 Anteil auf weniger als 12 kg CO2 pro m2 reduzieren, was im Vergleich zu kohlenstoffarmen Betonwänden eine Reduzierung um mehr als 50% bedeuten würde. Durch den Booster soll die Zusammenarbeit mit der Industrie und der Business Case gestärkt werden. Link CBI Booster Webseite
  • Robotische Fertigung von Stampflehmelementen
    Die Verwendung von Stampflehm als nachhaltiges und zirkuläres Baumaterial hat sich seit Jahrtausenden bewährt. Die jetzt verfügbare, robotische Verarbeitung von Stampflehm ermöglicht die Skalierung und lokale Produktion von vorgefertigten Stampflehmelementen. Dies ist die Grundlage, den Stampflehm in der heutigen Bauindustrie wieder zu etablieren. Um dies zu erreichen, wurden anhand eines Pilotprojekts für einen mehrgeschossigen Hybridbau die digitalen und robotischen Produktionsprozesse entwickelt und erprobt. Bei der Herstellung der Stampflehmelemente wird das Baugruben-Aushubmaterial ohne Zusatzmittel schichtweise in eine Schalung geschüttet und mittels Roboter stark verdichtet. Der Bau und Rückbau einer Stampflehmwand ist damit vollständig zirkulär. Diese vorgefertigten Stampflehmelemente werden als tragende und nichttragende Innenwandelemente eingesetzt. Mit dem innovativen Fertigungsprozess «Robotische Fertigung von Stampflehmelementen» wurde der traditionelle Stampflehm skalierbar in die Baubranche reintegriert und BIM-fähig gemacht. Durch den CBI Booster soll die Bekanntheit dieses Materials für nachhaltiges Bauen gesteigert werden und es sollen Projekte für die Umsetzung gefunden werden.  Link CBI Booster Webseite
  • Circoplast (Circular Construction Plastics)
    In der Schweiz werden jährlich über eine Million Tonnen Kunststoffe verbraucht. 22 Prozent davon werden im Baugewerbe verwendet. Circoplast (Circular Construction Plastics) nimmt sich dem Problem des Plastikverbrauches auf den Baustellen an und möchte langfristig ein System entwickeln, um für die unterschiedlichen Plastiktypen und -fraktionen kreislauffähige Systeme zu kreieren. Dafür ermittelt Circoplast die Mengen sowie Produktvarianten und evaluiert Strategien der Kreislaufwirtschaft zur Reduzierung, zur Wiederverwendung und zum Recycling von Plastik in der Bauindustrie. Circoplast ist eine Kollaboration von diversen Partnern aus der Industrie unter der Leitung von REDILO GmbH. Das Ziel ist die Verringerung der Menge der produzierten Primärkunststoffe, wodurch die Umweltauswirkungen der Produktion reduziert werden. Mit einem optimierten Management würden weniger Baukunststoffe verbrannt werden, was die Umweltauswirkungen der Verbrennung verringert. Mittels des Boosters möchte Circoplast das Netzwerk der Industrie nutzen, um sein ambitioniertes Ziel zu erreichen und relevante Personen für den zukünftigen Austausch zur Thematik erreichen. Link CBI Booster Webseite
  • Rematter (zirkuläre, kohlenstoffarme und preiskompetitive Deckenelemente)
    Die Bauindustrie ist für 37 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich und verbraucht über 50 Prozent aller nicht erneuerbaren Ressourcen, die weltweit gewonnen werden. Geschossdecken machen bis zu 65 Prozent einer Gebäudestruktur aus, sind meist aus Stahlbeton hergestellt und haben daher einen großen negativen Einfluss auf die Ökobilanz eines Gebäudes. Rematter führt ein neuartiges Deckensystem ein, das kreislauffähig, kohlenstoffarm und vor allem preiskompetitiv ist. Mit der hybriden Lehm-Holz-Geschossdecke bringt Rematter eine der nachhaltigsten Lösungen auf dem Markt. Die Materialien sind 100 Prozent kreislauffähig. Zudem kann Holz und Lehm lokal beschafft werden – Lehm sogar direkt als Aushubmaterial von Baustellen. Im Vergleich zu Stahlbetonplatten enthalten hybride Lehm-Holz-Geschossdecken 80 Prozent weniger gebundenen Kohlenstoff. Rematter erhofft sich, einen bedeutenden Paradigmenwechsel hin zu einer CO2-neutralen und zirkulären Gesellschaft herbeizuführen und allein in der Schweiz über 2 Mio. t CO2-eq pro Jahr einzusparen. Der Booster soll das Projekt bei der Suche nach geeigneten Umsetzungs- und Anwendungspartnern unterstützen. Link CBI Booster Webseite
  • Das Swiss Circular Construction Digital Ecosystem
    In den letzten Jahren gab es in der Schweiz mehrere Initiativen, um die Wiederverwendung von Materialien und Komponenten in der Baubranche voranzutreiben. Jedoch ist der Bausektor sehr fragmentiert und die einzelnen Aktoren interagieren wenig miteinander. Eine übergreifende Zusammenarbeit findet nicht statt, was den Prozess der Wiederverwendung und des zirkulären Bauens komplex und aufwändig macht. Deshalb kreiert «Das Swiss Circular Construction Digital Ecosystem» einen Dienst, der die Zusammenarbeit zwischen mehreren Parteien wie Materiallieferanten, Transporteure, Abbruchexperten, Anbieter von Dritt-Anwendungen und Kunden durch ein digitales Ökosystem ermöglicht. Ziel ist es, Käufer und Verkäufer auf digitalem Weg effizient zu verbinden, um die Materialbeschaffung zu vereinfachen, und notwendige Zusatzleistungen wie Transportverwaltung von Baumaterialien und Baustoffen anzubieten. Ein digitales Ökosystem für zirkuläres Bauen in der Schweiz könnte den Übergang der gebauten Umwelt zu einer Kreislaufwirtschaft beschleunigen. Der Booster soll dabei unterstützen, mit potenziellen Kunden zu interagieren sowie mit anderen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette in Kontakt zu treten, die für die Entwicklung des digitalen Ökosystems von Nutzen sein können. Link CBI Booster Webseite
  • TransForMatch – Der Nutzungspass für Raum als Ressource
    Ein wirksamerer Hebel für die Dekarbonisierung und Materialeinsparung liegt in der Betrachtung von Raum als Ressource. Statt der Erstellung von optimierten Neubauten wird der Baubestand zur Chance für eine kreislauffähige Innenentwicklung. Mit typologischen Daten (zu Flächen, Volumen, Nutzungen, Raumqualität, Flexibilität) von Bestandsbauten lässt sich deren Umnutzungspotenzial abbilden und messen. Mit diesen Daten wird ein innovativer «Nutzungspass» als Indikator für das Nutzungspotential eines Gebäudes erstellt. So wird es möglich, den ebenfalls typologisierten Raumbedarf neuer Nutzungen mit den "Nutzungspässen" der Bestandsbauten zu matchen. So macht TransForMatch das Transformationspotenzial bestehender Gebäude sichtbar und für die strategische Planung zugänglich. Gleichzeitig schafft die Transparenz und Bewertung des Ressourcen-Einsparpotenzials bei Weiternutzung Anreize für eine systematische Verlängerung des Nutzungshorizontes von Bestandsbauten.
    Der "Nutzungspass" soll portfolioübergreifend abgefragt werden, um Standorte und Nutzungscluster (vom Einzelobjekt bis hin zum Siedlungsraum) zu evaluieren. Damit ist das Tool im Sinne der schweizweiten Kreislaufwirtschaft wirksam und attraktiv für öffentliche wie private Stakeholder der Immobilienwirtschaft. Der Booster wird das Kollaborationsprojekt bei der Suche nach geeigneten Umsetzungs- und Anwendungspartnern unterstützen. Link CBI Booster Webseite
  • WoodCYCLE (Holz im Loop)
    Die vermehrte Nutzung von biogenen Ressourcen im Bau erhöht den Druck auf die Ressource Frischholz in der Schweiz signifikant. Altholz aus dem Rückbau von Gebäuden wird bislang überwiegend verbrannt, energetisch verwertet und nur ein sehr kleiner Teil wird stofflich wiederverwertet. Daher integriert WoodCYCLE – das steht für «Holz im Loop» - Altholz wieder in den Kreislauf, indem es Altholz aufbereitet und an neue Baustellen weiterverteilt. So kann dem Holzmangel in der Bauindustrie entgegengewirkt werden. Die Kunden eines solchen Projektes können Holzbauunternehmen oder holzverarbeitende Betriebe sein. Im Rahmen des Forschungsprojektes sollen Lösungsansätze erarbeitet werden, wie Altholz zur Ressource wird und im Kreislauf gehalten werden kann. WoodCYCLE will die frühzeitige Freisetzung des im Holz gespeicherten CO2 verhindern und für den Bausektor wertvolle Rohstoffe für die Sanierung aber auch für den klimaneutralen Neubau von Gebäuden bereitstellen. Mit dem Booster möchte vom Austausch mit Experten profitiert werden. Link CBI Booster Webseite

Der CBI Innovation Booster wird durch Innosuisse ermöglicht und ist Teil des  Förderprogramms Innovation Booster. Diese sind jeweils auf unterschiedliche Themen fokussiert. Alle Innovation Booster haben den Anspruch mittels Open Innovation, also durch Austausch zwischen verschiedenen Organisationen entlang von Wertschöpfungsketten, radikale und neue Ideen anzustossen. 

Die nächste Ausschreibung des CBI Innovation Booster ist bereits offen. Deadline für die Projekteingabe ist der 4. April 2022.

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