Pionier der Wiederverwendung von Bauschutt

Eberhard Unternehmungen hat den «Umweltpreis der Wirtschaft» 2020 gewonnen. Das Familienunternehmen sensibilisiert für #UrbanMining und ein Umdenken, verbaute Rohstoffe über Generationen im Kreislauf zu halten.  Städte als Rohstoffminen zu verstehen ist eine wichtige Voraussetzung für die Kreislaufwirtschaft.
 

Gemäss dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) fallen pro Jahr in der Schweiz 7,5 Millionen Tonnen Bauschutt von Häusern an. Bisher bleiben weniger als zehn Prozent der Materialien werterhaltend im Kreislauf. Gleichzeitig werden rund 26 Millionen Tonnen Sand und Kies pro Jahr für neuer Häuser verbaut. Die Eberhard Unternehmungen setzen sich seit über 30 Jahren für die Wiederverwendung von Baustoffen als Rohstoffquelle ein. «Das Urban Mining ist in erster Linie aus einer Not entstanden. Wir hatten keine eigenen Primärrohstoffe, jedoch genügend Rückbaumaterialien, mit denen wir nicht wussten, wohin», sagt Patrick Eberhard, Bereichsleiter Verkauf Baustoffe von Eberhard. Aus diesem Grund tüftelte das Unternehmen bereits Anfang der 1980er-Jahre an Möglichkeiten, diese Materialien zurück in den Kreislauf zu bringen. Im Jahr 1984 investierte es erstmals in eine Brechanlage, um Recyclingbaustoffe herzustellen. In den Jahren darauf folgten weitere Anlagen. Zurzeit wird das neue Aufbereitungszentrum für Bauabfälle EbiMIK in Oberglatt gebaut, das im September 2021 eröffnet wird. «Unser Ziel ist es, den gesamten Bauschutt, den wir erhalten, vollständig und werterhaltend in den Baustoffkreislauf zurückzuführen.» 

Sensibilisieren und informieren
Doch bei der Aufbereitung von Primärrohstoffen zu Sekundärrohstoffen geht es nicht nur um technische Innovationen. «Der Baustoff funktioniert. Doch die Nachfrage danach muss noch geweckt werden», sagt Patrick Eberhard. Eine grosse Rolle spiele das Umdenken, und dazu benötige es Aufklärung und Verständnis. Gemäss Eberhard ist die Relevanz der Ressourcen bei vielen Bauherrinnen und Bauherren noch nicht angekommen. Beispielsweise sei nicht bekannt, dass der Einsatz des Baumaterials Beton weltweit am meisten Ressourcen verbrauche. Um die Bauherrschaft zu sensibilisieren, lancierte das Unternehmen unter www.urbanmining.ch eine Aufklärungsplattform. Dass Bauen mit recyceltem Material funktioniert, zeigt das Familienunternehmen in fünfter Generation seit langem. «Seit 2003 haben wir für mehr als 200 Neubauten Recyclingbeton geliefert. Man kann ein komplettes Haus von der wasserdichten Bodenplatte tief unter dem Grundwasserspiegel über tragende Wände bis hin zur Sichtbetonwand aus recyceltem Beton bauen.»

«Wenn wir heute beginnen, systematisch niederzuschreiben, wo welche Materialien in unseren Städten verbaut sind, haben wir mittelfristig ein Kataster erschaffen, welches eine echte Kreislaufwirtschaft erst ermöglicht.»

Patrick Eberhard, Bereichsleiter Verkauf Baustoffe, Eberhard Bau AG

Keine Ressourcen verschwenden
Eine solche Bauweise hat auch Auswirkungen auf die Umwelt. Die CO2-Bilanz der Sekundärrohstoffe sieht in der Regel besser aus als die der Primärrohstoffe. Doch eine Umweltbilanz kann nicht nur auf das CO2 reduziert werden. Auch den Verlust der Ressourcen muss man in Betracht ziehen. «Wir sind überzeugt, dass wir die Ressourcenthematik auf ein ähnliches Niveau heben müssen, wie die CO2-Thematik.» Nur so könne das Unternehmen ihrer Vision, den grössten Abfallstrom der Schweiz zu beseitigen, einen entscheidenden Schritt näherkommen. Laut den Erfahrungen von Eberhard setzen erst diejenigen Bauherrinnen und Bauherren konsequent auf Baustoffe aus Altmaterial, die sich mit dem Thema aus Eigeninteresse auseinandersetzen. Um die riesigen Mengen an Rückbaustoffen werteerhaltend im Kreislauf zu halten, braucht es auch die Anderen.

Zusammen Richtung Kreislaufwirtschaft
Unter allen am Kreislauf beteiligten Akteuren nimmt die Bauherrschaft sicher eine Schlüsselrolle ein. Sie entscheidet darüber, welche Materialien beim Bau eingesetzt werden. Doch schlussendlich gelingt die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft nur, wenn alle beteiligten Parteien zusammenarbeiten. Die Plattform Madaster bietet diesbezüglich einen Ansatz, den Eberhard unterstützt. «Wenn wir heute beginnen, systematisch niederzuschreiben, wo welche Materialien in unseren Städten verbaut sind, haben wir mittelfristig ein Kataster erschaffen, welches eine echte Kreislaufwirtschaft erst ermöglicht.»
 

Kontakt
Patrick Eberhard, Bereichsleiter Verkauf Baustoffe, Eberhard Bau AG
patrick@eberhard.ch

More news

April 2024 | Lesetipps

Unsere Lese- und Hörtipps

Bei unseren Recherchen lesen und sehen wir viel Innovatives, Kreatives und Praktisches zum Thema Circular Economy. Was uns überzeugt, stellen wir einmal im Monat für Sie zusammen.

März 2024 | Lesetipps

Unsere Lese- und Hörtipps

Bei unseren Recherchen lesen und sehen wir viel Innovatives, Kreatives und Praktisches zum Thema Kreislaufwirtschaft. Was uns überzeugt, stellen wir einmal im Monat für Sie zusammen.

Februar 2024 | Grundlagen

Zirkularität im Bau messbar gemacht

Zirkularität kann nur entstehen, wenn sie messbar ist. Der neue Leitfaden «Zirkularität Messbar Machen» ermöglicht dies im Schweizer Bauwesen, indem er die Lücke zwischen theoretischen Ambitionen und realer Anwendung schliesst.

Contact Callback Newsletter