Mit Upcycling von Nahrungsabfällen zur Bioökonomie

Drei Ingenieure sind mit EMBION angetreten, eine Innovation in die Welt zu tragen, damit Natur und Mensch im Einklang gedeihen können. Ihre Grundlagentechnologie ermöglicht es der Nahrungsmittelindustrie, aus Restströmen neue Produkte zu entwickeln, die Nachhaltigkeit mit erhöhtem Verbrauchernutzen verbinden.

EMBION wurde 2016 als Spinoff der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) gegründet, um die neuen Entdeckungen des Schweizerischen Nationalfonds-Programms «Ressource Holz» (NFP 66) zu kommerzialisieren. Die Grundlagentechnologie stammt aus dem Laboratorium für metallorganische und medizinische Chemie (LCOM) des Instituts für Chemische Wissenschaften und Ingenieurwissenschaften der EPFL. Die Innovation ermöglicht das Upcycling von industrieller Biomasse. «Es gibt keine Reststoffe, nur Wertstoffe» ist die Maxime von EMBION, mit der Co-Founder & CEO Georgios Savoglidis und sein Team den Wandel hin zu einer Welt ohne Abfall und einer Kreislaufwirtschaft beschleunigen will.

Die Plattformtechnologie von EMBION besteht aus einer Palette an proprietären Katalysatoren. Werden diese in Biomasse gegeben, initiieren sie eine Reaktion, die eine gezielte Extraktion von bioaktiven Nährstoffen bewirkt. Diese Nährstoffe bieten bestimmte Funktionalitäten und ernährungsphysiologische Vorteile, wenn sie Lebensmitteln, Getränken oder anderen Produkten beigefügt werden. Erstmals wurde die Technologie für die Entwicklung neuartiger bioaktiver Stoffe für die Modulation von Mikroorganismen bei Tieren eingesetzt. Aus den Rückständen von Braumalz entstand das Produkt PREMBION™, ein vollständig lösliches, hitze- und pH-stabiles Präbiotika-Pulver. Präbiotika können bei Tieren die Gabe von Antibiotika überflüssig machen. In der menschlichen Ernährung werden sie landläufig als «Futter» für unsere guten Darmbakterien bezeichnet und erfreuen sich immer grösserer Konsumenten-Nachfrage.

EMBION nutzt derzeit Nebenströme aus der Lebensmittel- und Getränkeherstellung. Eine Erweiterung auf land- und forstwirtschaftliche Abfälle ist vorgesehen. Als Grundlagentechnologie kann sie über organische Biomasse hinaus auch für das Upcycling von Materialien wie Kunststoffe und Textilien verwendet werden. Hierfür braucht es allerdings weiterer Entwicklung und finanzieller Ressourcen.

EMBION steht am Anfang der Kommerzialisierung. Etwa 80 potenzielle Bioaktivstoffe- konnten in den letzten Monaten dank der schnellen Prototyping-Fähigkeit der Technologie entwickeln. Diese sollen nun mit Partnern aus der Industrie getestet werden. Das Geschäftsmodell ist flexibel. Entweder produziert EMBION das Produkt selbst oder in Auftrag und verkauft es an Industriekunden. Wenn Unternehmen daran interessiert sind, für sich selbst zu forschen und sich entscheiden, in ihrem eigenen Tempo zu skalieren, werden Lizenzierungsmodelle diskutiert.

«Unser Ziel ist es, eine 100 Prozent saubere und gesunde Ernährung vom Anbau bis zum Verzehr zu schaffen»

Co-Founder & CEO Georgios Savoglidis

Für die Kunden minimiert der Einsatz der EMBION-Technologie die eigenen Forschungs- und Entwicklungskosten erheblich, weil die Zeit von der Idee bis zur kommerziellen Produktion bis zu 80 Prozent kürzer werden kann. Eine typische Entwicklungszeit von fünf Jahren kann im Wesentlichen auf ein Jahr reduziert werden. Das beschleunigt Innovation und Produktion, die erschwinglich und sicher wird.

Am weitesten fortgeschritten ist die strategische Partnerschaft mit dem japanischen Brauereikonzern ASAHI, mit dem EMBION jetzt eine Studie zur Geschäftsentwicklung erarbeitet. Grosse Partnerschaften wie diese ermöglichen EMBION eine schnellere Markteinführung, um weltweit nachhaltig etwas zu bewegen. Unternehmen mit globalen Produktions- und Distributionsnetzwerken erhalten dank EMBION den Hebel, vielen Verbrauchern ein nachhaltigeres Angebot mit höherem Nutzen zu machen.

Zur Bewältigung von Klimawandel und globalem Bevölkerungswachstum wird das Konzept einer zirkulären Bioökonomie, die auf Restströmen mit einem solchen Ernährungspotenzial aufbaut, immer wichtiger. Die Menge der in die Atmosphäre freigesetzten Treibhausgasemissionen werden in Anwendung der EMBION-Technologie um bis zu 80 Prozent verringert. Gleichzeitig werden Nährstoffbestandteile erzeugt, die ohne zusätzliche Landnutzung, Bewässerung und Energie in den Nahrungsmittelkreislauf zurückgeführt werden. «Unser Ziel ist es, eine 100 Prozent saubere und gesunde Ernährung vom Anbau bis zum Verzehr zu schaffen», sagt Savoglidis.

Gemäss Savoglidis wäre die Kommerzialisierung der Grundlagentechnologie ohne die finanzielle Unterstützung von privaten Investoren, öffentlichen Programmen und Stiftungen nicht möglich gewesen. Aktuell befindet sich EMBION in der Series A-Finanzierungsrunde, um die Technologie über verschiedene Märkte hinweg skalieren und weitere Partner auf globaler Ebene gewinnen zu können.
 

Kontakt
Jerome Duramy
jduramy@embiontech.com
Business Development and Marketing Director
Embion Technologies SA
En Courta-Rama 10
1163 Etoy
www.embiontech.com

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