Das Mietmodell für Schulraumausstattung

Das Mietmodell ist ein wichtiges Geschäftsmodell in der Kreislaufwirtschaft. Das Möbelunternehmen Zesar wendet dieses Modell im Bereich Schulmobiliar an. Wir machten mit dem Geschäftsführer Roland Zaugg einen Rundgang durch die Produktionsstätte.

Seit der Gründung von Zesar im Jahr 1926 sind Möbel das wichtigste Standbein der Firma, vor allem Mobiliar aus Stahlrohr für den Bereich Bildung und Industrie. «Für eine Tonne Stahl braucht es acht Tonnen Ressourcen. Für eine Tonne Aluminium hingegen benötigt man 80 Tonnen», erklärt der heutige Geschäftsführer Roland Zaugg, der die Firma seit 2009 leitet. Einem Stuhl aus langlebigem Stahl kann selbst nach 30 Jahren im Einsatz wiederaufgefrischt ein zweites Leben geschenkt werden.

Heute deckt Zesar den gesamten Geschäftsbereich «Ergonomische Arbeitsplätze» für Schulen und Industrie sowie Nischenbereiche wie Juweliere, Uhrmacher und den Medizinalbereich ab. Eine absolute Innovation lancierte Roland Zaugg mit dem Mietangebot für Schulzimmermobiliar.

Vom Produzenten zum Vermieter
Schulmobiliar wird in den meisten Fällen bereits während der Bauphase eines neuen Schulhauses eingekauft, die häufig mindestens fünf Jahre dauert. Die Gemeinden setzen deshalb vermehrt wiederverwendbare Modulbauten ein, um der Fluktuation der SchülerInnen nachzukommen.

Im Jahr 2018 beobachtete Zaugg einen Anstieg der Anforderungen an die Modulbauten als Folge des «grünen» Zeitgeistes. Die Gemeinden und die öffentliche Hand forderten höhere energetische und bauliche Standards und wünschten sich modulare und flexible Schulräume.  

Die Antwort: ein Mietmodell für Schulzimmer. Mit dem Partner Baltensperger, einem Schweizer Hersteller für Schulpavillons, bietet die Firma nun beliebig erweiter- und rückbaubare, provisorische Modulbauten nach Minergie-Standard inklusive Mobiliar in zwei monatlichen Abonnements an. Zwei Schulräume inklusive Mobiliar gibt es ab 5000 Schweizer Franken pro Monat, Abholen, Austauschen und Reparieren der Möbel inbegriffen. Im zweiten Abo, ab 55 Schweizer Franken pro Schüler pro Monat, mietet der Kunde lediglich das Mobiliar, ohne Schulraum.

«Obwohl wir sorgfältig mit Materialien umgehen und in Kreisläufen planen, kann das Unternehmen in Ausschreibungen noch nicht davon profitieren.»

Roland Zaugg, Geschäftsführer Zesar

Ökologischer Wandel
Zesar hatte schon immer mit ihrer eigenen Produktion auf hochwertige Möbel aus wenigen Materialien gesetzt. Mit Zaugg wurde die Philosophie weiter verstärkt: Die Produktion bezieht ihre Halbfabrikate so regional wie möglich. Der Strom wird aus Windkraft produziert, der Stahl stammt aus dem Schwarzwald. Eingesetzter Stahl und Holz werden lösbar verbunden. Ausrangierte Schulmöbel werden über ein Hilfsprojekt an Länder abgegeben, in denen entsprechender Bedarf besteht.

Herausforderung öffentlicher Beschaffungsprozess
Obwohl Zesar sorgfältig mit Materialien umgehe und in Kreisläufen plane, könne das Unternehmen in Ausschreibungen (noch) nicht davon profitieren. Ökologisches Bewusstsein und qualitative Kriterien spielen im aktuellen öffentlichen Beschaffungsprozess laut Zaugg eine untergeordnete Rolle. Die erforderlichen Kriterien seien so niedrig, dass alle Anbieter die volle Punktzahl erhalten, wenn es etwa «nur» um die Erfüllung der ISO 14001 Norm sowie ein fünfjähriges Bestehen des Unternehmens geht. Nach wie vor sei bei den öffentlichen Beschaffungen der Preis das Hauptkriterium, was einen Schweizer Hersteller wie Zesar benachteilige.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Zesar das erste Unternehmen in der Schweiz ist, das Schulmobiliar im Mietmodell anbietet. Das Interesse steigt, das Modell läuft in einigen Schulen an. Als Nächstes wird Zaugg deshalb die kreislaufwirtschaftlichen Merkmale und die Vorteile des Mietmodells im Dialog mit möglichen Beschaffungspartnern und den Verantwortlichen der Ausschreibungen deutlicher hervorheben und kommunizieren.

Kontakt
Zesar.ch AG
Roland Zaugg
Rue de la Dout 11
2710 Tavannes
roland.zaugg@zesar.ch

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